Bundeswehr will NATO-Hauptquartier an die Ostsee holen
Rostock/Berlin - An der Ostsee könnte ein NATO-Hauptquartier entstehen. Deutschland bietet dem Militärbündnis an, die Seestreitkräfte der Allianz im Ostseeraum von Mecklenburg-Vorpommern aus zu führen.
Der dafür vorgesehene Stab leite bereits das in der kommenden Woche beginnende Großmanöver "Northern Coasts", wie der Inspekteur der Deutschen Marine, Vizeadmiral Jan Christian Kaack (60), der Deutschen Presse-Agentur in Berlin sagte.
"Zurzeit liegt ein Brief des Generalinspekteurs beim Stellvertreter des NATO-Oberbefehlshabers Europa, in dem wir anzeigen, dass wir die Fähigkeit bereitstellen können, ein regionales Hauptquartier für die Ostsee zu machen", sagte er.
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine hat das Bündnis die eigene Truppenpräsenz an seiner Ostflanke und im Baltikum verstärkt.
Russland gehört über die Enklave Kaliningrad zu den Anliegern der Ostsee, die für mehrere NATO-Staaten eine wichtige Versorgungslinie ist und in der auch Leitungen für den Energietransport und die Telekommunikation verlaufen.
Derzeit üben 3000 Soldaten im Ostseeraum
"Die Ostsee ist ein solch komplexes Gewässer mit so engen Stellen, so vielen Anrainern, dass es schon in Friedenszeiten unerlässlich ist, dass man hier eine Expertise aufbaut, dass man sich abstimmt, wer was macht", sagte der Inspekteur.
In Friedenszeiten sei das eine der Hauptaufgaben für ein solches Hauptquartier. Eine Aufgabe sei es, aus der Friedenssituation in die Führung von größeren Marine-Verbänden in der Ostsee einzusteigen. Die Fachleute der Marine für diese Aufgabe sitzen in Rostock.
An der am gestrigen Samstag gestarteten Übung "Northern Coasts" nehmen zwei Wochen mehr als 3000 Soldaten aus 14 Ländern Übung teil, darunter neben Ostsee-Anrainern auch Italien, Frankreich, Kanada und die USA.
Titelfoto: Frank Hormann/dpa