Bundeswehr verlegt modernstes Kriegsschiff Deutschlands vor libanesische Küste
Wilhelmshaven - Deutschlands modernstem Kriegsschiff steht die Feuertaufe bevor. Die Fregatte "Baden-Württemberg" (F222) bricht in wenigen Tagen ins Mittelmeer auf.
Wie die Bundeswehr mitteilte, wird sie am Freitag, dem 20. Oktober, als erstes Schiff der modernen Fregattenklasse 125 zu einem Einsatz auslaufen.
Die "Baden-Württemberg" wird um 10 Uhr ihren Heimathafen Wilhelmshaven verlassen. Ziel ist das Mittelmeer. Dort soll die Fregatte am Auslandseinsatz UNIFIL (United Nations Interim Force in Lebanon) teilnehmen.
Dabei handelt es sich um eine seit 1978 andauernde Beobachtermission. Die Blauhelmsoldaten sollen den Frieden zwischen Israel und dem Libanon sichern; die "Baden-Württemberg" soll den Waffenschmuggel auf dem Seeweg in den Libanon verhindern.
Angesichts der derzeitigen sicherheitspolitisch angespannten Lage im Nahen Osten ist der Einsatz sehr brisant. Erst am vergangenen Sonntag gab es einen Raketeneinschlag beim UN-Hauptquartier im Libanon, nachdem die Hisbollah Israel angegriffen hatte und es zu Gegenangriffen gekommen war.
Pannenserie bei Fregatte "Baden-Württemberg"
Die "Baden-Württemberg" wird sich zuerst nach Limassol auf Zypern begeben. Danach geht es vor die libanesische Küste. Bis Mitte Januar 2024 soll die Fregatte den Seeraum überwachen und die Ausbildung der libanesischen Marine unterstützen.
"Für die Klasse 125 ist es das erste Mal, dass sie in den Einsatz entsandt wird, und sofern ist es mir eine große Ehre, als erster Kommandant einer Fregattenklasse 125 mit meiner Besatzung den ersten Einsatz bestreiten zu dürfen", sagte Tilmann von der Lühe (44) laut Mitteilung. "Ich habe eine tolle Besatzung, ein gutes Schiff und deswegen sehe ich mich klar für alle Fahrtstufen. Und ich habe auch die Gelassenheit eines Kapitäns, der eben nicht nur im Friedensdienstbetrieb, sondern eben auch im Einsatz kommandieren kann."
Zuletzt kamen neue Zweifel an der Fregatte auf. Im September war die "Baden-Württemberg" kaputt und musste tagelang repariert werden, statt sich auf einer Rüstungsmesse in London zu präsentieren. Zuvor verzögerte sich die Indienststellung wegen zahlreicher Mängel um fünf Jahre.
Dazu kommt, dass die Fregatten der Klasse F125 für inzwischen überholte Anforderungen konzipiert wurden, auch wenn sie von der Marine selbst als "technologisch führende Kriegsschiffe der Welt" bezeichnet werden. Sie sollten zur Abwehr von Piratenangriffen und zur Seeraumüberwachung eingesetzt werden, aber nicht für einen konventionellen Krieg.
Daher plant die Marine, ein Schiff der derzeit vier modernen Fregatten bis zum Jahr 2035 vorzeitig außer Dienst zu stellen. Künftige Fregatten-Neubauten vom Typ 126 und 127 sollen den Einsatzfokus klar auf den Seekrieg legen, so das Zielbild 2035+.
Titelfoto: Oliver Wunder/TAG24