Bundeswehr übt NATO-Bündnisfall in Hamburg

Hamburg - Die Bundeswehr wappnet sich mit einem anstehenden Manöver mitten in Hamburg für einen möglichen Krieg der NATO mit Russland.

Reservisten der Bundeswehr übten im September 2024 im Hamburger Hafen Fahrzeug- und Personenkontrollen.  © Markus Scholz/dpa

Am 25. September beginnt die dreitägige Übung "Red Storm Bravo", wie die Bild-Zeitung berichtet. Die Menschen in der Hansestadt erwartet ein völlig ungewohnter Anblick. Schiffe mit Militär-Fracht laufen im Hamburger Hafen ein.

Hundert Soldaten gehen an Land, Lastwagen werden entladen. In Kolonnen fahren sie durch die Stadt zu einem Sammelplatz. Über den Fahrzeugen kreisen Hubschrauber und sichern sie.

Zur medizinischen Versorgung wird ein Not-Lazarett aufgebaut. Verletzte müssen evakuiert werden. Außerdem plant die Bundeswehr eine inszenierte Demonstration gegen den Aufmarsch.

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Wie soll das in der völlig verstopften Stadt funktionieren? "Um Hamburg zu entlasten, werden wir vor allem nachts unterwegs sein", sagte Landeskommandeur Kurt Leonards (56) laut Abendblatt.

Grundlage der Übung ist das Szenario eines russischen Angriffs auf ein NATO-Mitglied. Dass aus der Fiktion bereits in wenigen Jahren schlimme Realität werden könnte, befürchtet unter anderem Generalinspekteur Carsten Breuer (60). Er plädiert daher dafür, die Bundeswehr zur Abschreckung kriegstüchtig zu machen.

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Szenario weist großen Unterschied zum Kalten Krieg auf

Traditionell ist Bremerhaven für US-Truppenbewegungen zur See ein wichtiges Drehkreuz. Im Ernstfall dürfte auch Hamburg eine große Rolle spielen. (Archivbild)  © Ingo Wagner/dpa

Im Fall eines Angriffs auf ein NATO-Mitglied im Osten und der Ausrufung des Bündnisfalls müssen bis zu 800.000 Soldaten und rund 200.000 Fahrzeuge innerhalb weniger Monate von Ost nach West verlegt werden. Der Weg zur Ostflanke führt dabei in den meisten Fällen durch Deutschland und dem Hamburger Hafen könnte hier eine wichtige Rolle zukommen.

Das sei der wesentliche Unterschied zum Kalten Krieg, so Kapitän Leonards. "Damals wurde Deutschland im Falle eines russischen Angriffs noch als Kampfgebiet eingestuft. In der neuen NATO-Strategie wird es als Aufmarschgebiet angesehen."

Die Bedrohung durch Russland hält der 56-Jährige für real. Bereits jetzt gebe es hybride Attacken, die wohl von Moskau gesteuert werden. Als Beispiel nannte er Spionagedrohnen über Bundeswehrstützpunkten, den Brand beim Rüstungskonzern Diehl in Berlin sowie den geplanten Mordanschlag auf Rheinmetall-Chef Armin Papperger (62). Dazu kommen mutmaßliche Sabotagefälle bei der Marine.

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Unter diesen Vorzeichen fand im vergangenen September in Hamburg die Übung "Red Storm Alpha" statt. Rund 100 Soldaten der Heimatschutzkompanie probten im Hafen den Schutz der für die Verteidigung wichtigen Infrastruktur. Davon bekam die Bevölkerung wenig mit. Jetzt wird es eine Nummer größer.

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