Bremen - Die Bundeswehr strebt zu den Sternen. Ein Start-up aus Bremen soll das deutsche Militär ins Weltall bringen.
Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) hat der Firma Polaris den Auftrag gegeben, ein neuartiges Raumschiff zu entwickeln.
Konkret geht es um ein zweistufiges, horizontal startendes und vollständig wiederverwendbares Hyperschall-Forschungsfahrzeug, wie das Unternehmen auf LinkedIn schrieb.
Polaris ist eine Ausgründung des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Seit 2019 forscht das NewSpace-Start-up am sogenannten Raumflugzeug mit dem Namen "Aurora", das ohne Besatzung auskommen soll.
Im Gegensatz zu normalen Raketen, die eine eigene Startrampe und weitere teure Infrastruktur brauchen, können diese Maschinen von normalen Startbahnen auf Flughäfen abheben.
Sind sie in der Luft, zünden Raumflugzeug ein neuartiges Triebwerk und gelangen damit in den Weltraum, so der Plan. Polaris arbeite dazu am sogenannten Aerospike-System.
Dieses hat im Gegensatz zu bekannten Raketentriebwerken keine glockenförmigen Düsen. Stattdessen sitzen viele kleine Brennkammern an der Außenseite. Bisher ist das alles noch Zukunftsmusik. Kein Fluggerät setzt das Aerospike-Triebwerk derzeit ein.
Dann soll das erste Raumflugzeug ins Weltall fliegen
Die Bundeswehr arbeitet schon länger mit Polaris zusammen und scheint an die neue Technologie zu glauben. Der Vertrag mit der Firma sieht Folgeoptionen für die Herstellung und Flugerprobung des Hyperschallflugzeugs in voller Größe vor.
Hauptzweck des Systems seien Aufklärung und militärische Forschungszwecke. Zudem soll das Raumflugzeug als Trägerrakete für Kleinsatelliten dienen. Damit würde sich die Bundeswehr unabhängiger von ausländischen Anbietern in dem Bereich machen.
Polaris plant, dass 2028 das Raumflugzeug mit einer Nutzlastkapazität von bis zu einer Tonne Satelliten in den Orbit starten kann. In den 2030er Jahren soll es ein größeres System geben, das auch zu künftigen kommerziell betriebenen Raumstationen und zurück fliegen kann.
Zur Erprobung betreibt das Unternehmen seit Jahresanfang eine Zweigstelle in Peenemünde auf Usedom. Nur wenige Kilometer entfernt von historisch belastetem Boden.
Die Nazis entwickelten in der Heeresversuchsstelle Peenemünde Raketen wie die V2, die Tausenden den Tod brachte und bei dessen Produktion Zwangsarbeiter eingesetzt wurden.
Nach Kriegsende rissen sich die USA und die Sowjetunion um die Ingenieure um Wernher von Braun, die in beiden Blöcken die Raumfahrt jahrelang entscheidend prägten und mit dem Wettlauf zum Mond gipfelten.