Bundeswehr-Kommandeur: Hamburg spielt im Kriegsfall wichtige Rolle

Hamburg - Für den Fall eines russischen Angriffs auf ein NATO-Mitglied im Osten könnte dem Hamburger Hafen eine wichtige Rolle zukommen.

Der Hafen in Bremerhaven ist für US-amerikanische Truppenbewegungen in Europa ein wichtiges Drehkreuz. (Archivbild)
Der Hafen in Bremerhaven ist für US-amerikanische Truppenbewegungen in Europa ein wichtiges Drehkreuz. (Archivbild)  © Lars Klemmer/dpa

Bis zu 800.000 Soldaten inklusive Material und etwa 200.000 Fahrzeuge müssten innerhalb weniger Monate von West nach Ost verlegt werden, so sehen es NATO-Pläne vor. Für die meisten davon würde der Weg zur Ostflanke durch Deutschland führen.

Traditionell ist Bremerhaven das Drehkreuz für die US-Armee in Europa. Im Bündnisfall würden die Kaianlagen auf der ABC-Halbinsel für den Truppenaufmarsch genutzt werden – und damit zum Ziel werden.

"Es ist klar, dass dieser Bereich in den Angriffsplänen möglicher NATO-Gegner steht", sagte Michael Giss (60), Kommandeur des Landeskommandos Hamburg der Bundeswehr zu Welt am Sonntag. "Zum Glück hat Deutschland mehrere leistungsfähige Seehäfen. Deshalb spielt in einem Plan B oder C auch Hamburg eine wichtige Rolle."

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Viel Zeit bleibt aus Sicht des Kapitäns zur See nicht. Der Generalinspekteur der Bundeswehr Carsten Breuer (59) habe kürzlich vorgegeben, "dass wir innerhalb von fünf Jahren in der Lage sein müssen, einem konventionellen Angriff Russlands zu widerstehen." Breuer sagte das Anfang Februar so: "In fünf Jahren müssen wir kriegstüchtig sein".

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Michael Giss ist Kommandeur des Landeskommandos Hamburg der Bundeswehr und gehört der Marine an. (Archivbild)
Michael Giss ist Kommandeur des Landeskommandos Hamburg der Bundeswehr und gehört der Marine an. (Archivbild)  © Jonas Walzberg/dpa

"Wir gehen davon aus, dass Russland die NATO in etwa fünf Jahren mit konventionellen Mitteln testen könnte", so Giss. Heißt: Ein Allianz-Mitglied könnte mit Raketen, Bomben oder Soldaten angegriffen werden. Als Folge dürfte der Bündnisfall ausgerufen werden.

Auf die Hansestadt bezogen gehe es bei der Kriegstüchtigkeit speziell "um die Funktion des Hafens für die Funktionsfähigkeit der Allianz und für die Unterstützung der NATO".

"Die Lage des Hamburger Hafens erfordert aber wegen der langen Revierfahrt auch einen besonders hohen Schutzaufwand für Schiffe." Mehr als 100 Kilometer Strecke auf der Unterelbe liegen zwischen Nordsee und Hansestadt. Aus militärischer Sicht wären die Schiffe in dem Gebiet besonders verwundbar.

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Daher braucht es Schutz. "Zum Glück hat sich Deutschland rechtzeitig entschieden, entsprechende Mittel zu beschaffen, etwa das Arrow-3-System zur Luftverteidigung aus Israel."

Welche Rolle der Hamburger Hafen bei der Verteidigungsstrategie namens Operationsplan Deutschland spielen soll, erarbeitet ein zivil-militärischer Stab. Neben dem Landeskommando der Bundeswehr sind daran Vertreter aller Senatsbehörden, HHLA, Kliniken, Deutsche Bahn, Flughafen, Agentur für Arbeit und auch rein private Unternehmen beteiligt.

Titelfoto: Montage: Lars Klemmer/dpa, Jonas Walzberg/dpa

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