Kein Inflationsausgleich für Ossis: Kevin Kühnert schimpft über Bosch
Dresden/Berlin - Aufstand statt Ausgleich: Trotz bescheinigter Steuerfreiheit zahlt Elektro-Gigant Bosch seinen Inflationsausgleich nur dem westdeutschen Teil seiner Belegschaft. Wie TAG24 berichtete, demonstrierten dieser Tage bereits 200 Ost-Beschäftigte gegen dieses Unrecht. Nun meldet mit Kevin Kühnert (33) einer der obersten Genossen seine Verwunderung darüber an.
"Die Ost-West-Ungleichheit beim Bosch-Inflationsausgleich ist eine Frechheit gegenüber den Beschäftigten im Dresdner Norden", sagt SPD-General Kevin Kühnert (33) TAG24. "Wer die Halbleiter von morgen produzieren will, der darf bei der Bezahlung nicht von gestern sein."
Das war passiert: Ende letzten Jahres machte die Ampel den Weg frei für eine steuerfreie Zahlung von bis zu 3000 Euro Inflationsausgleich in jedem Betrieb. Doch wie die Gewerkschaft IG Metall berichtet, zahlt Riesen-Konzern Bosch - 17,6 Milliarden Euro Umsatz in 2022 - diese nur an seine West-Belegschaft. Die rund 500 Kollegen in Dresdens neuer Halbleiterfabrik gucken in die Röhre.
Dabei arbeiten die Dresdner laut ihrem Betriebsratschef Dr. Markus Gunia (55) schon fünf Wochenstunden mehr als ihre Reutlingen-Kollegen - für weniger Geld und ohne Tarif. "Wir bekommen kein Weihnachts- oder Urlaubsgeld, andere Leistungsentgelte", so Gunia. Am Ende des Jahres seien das 10 Prozent Lohngefälle.
"Wer die Belegschaft spaltet, spaltet die Gesellschaft", so Kühnert. "Es ist gut, dass die Bundesregierung bald ein Tariftreuegesetz auf den Weg bringt." Dieses erläuterte bereits Grünen-Chefin Ricarda Lang (29) im TAG24-Interview: "Überall, wo der Staat Geld in die Hand nimmt" - also staatliche Aufträge verteilt - "darf das Geld nicht für Lohndumping ausgegeben werden."
Für die SPD sei klar, dass das vor allem für Firmen gelten soll, die vom Staat unterstützt werden. "Dann könnte Bosch nicht mehr einerseits Steuergeld für sein Werk bekommen und gleichzeitig einen fairen Tarifvertrag verweigern", so Kühnert.
Das sagt Bosch zur Debatte
Bosch begründet den fehlenden Inflationsausgleich übrigens damit, dass man bereits Ende des vergangenen Jahres eine deutliche Gehaltssteigerung für seine Mitarbeiter beschlossen habe, die im Januar in Kraft getreten sei.
"Im Zuge dessen haben wir uns bewusst gegen eine Einmalzahlung entschieden. Die Gehaltserhöhung wirkt dauerhaft und erhöht damit zusätzlich den jährlichen Bonus, welcher jedem Mitarbeitenden am Standort gezahlt wird", so Werksleiter Christian Koitzsch vor wenigen Tagen.
Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel, dpa/Michael Kappeler