Intel-Werk in Magdeburg könnte deutlich günstiger werden
Magdeburg - Der US-Konzern Intel hat den Bau seiner großen Chipfabrik in Magdeburg verschoben. Wenn das Projekt nicht komplett abgesagt wird, könnte der verspätete Bau deutlich geringere Kosten verursachen.
Die Kosten für den verzögerten Bau einer großen Chipfabrik von Intel in Magdeburg könnten im Vergleich zu den ursprünglichen Planungen um rund 40 Prozent sinken. Das sagte der Direktor der Bundesagentur für Sprunginnovationen (Sprind), Rafael Laguna (60), in einem Interview mit dem Fachdienst "Tagesspiegel Background - Digitalisierung & KI".
Der Chipkonzern hatte Mitte September angekündigt, den Bau des neuen Werks in Magdeburg auf Eis zu legen. Das Projekt werde voraussichtlich um zwei Jahre verzögert, teilte Firmenchef Pat Gelsinger (63) mit.
Intel kämpft mit Verlusten und hat ein Sparprogramm eingeleitet.
Wenn Intel erst in zwei Jahren anfange, könnten sie zu geringeren Kosten bauen, sagte Laguna. In Magdeburg entstünde dann keine ganz neu konzipierte Fabrik, sondern eine Kopie von den Chipfabriken, die aktuell in den USA gebaut werden.
"Man geht davon aus, dass die Kosten dadurch circa 40 Prozent niedriger sein werden, sodass man auch vier Milliarden weniger Subventionen bräuchte."
Die ursprünglichen Pläne von Intel sahen eine Investition von rund 30 Milliarden Euro in Magdeburg vor. Die Bundesregierung hatte geplant, die Ansiedlung mit bis zu zehn Milliarden Euro fördern.
Vier Milliarden für Mikroelektronik
Laguna sagte, natürlich könne das Projekt auch ganz ausfallen. "Das wäre sehr schade." Der Sprind-Direktor plädierte dafür, die ursprünglich vorgesehenen Subventionen nicht zum Stopfen von irgendwelchen Haushaltslöchern zu verwenden.
Der Experte empfahl der Politik, von den ursprünglich geplanten zehn Milliarden Euro für die Chipfabrik in Magdeburg sechs Milliarden unangetastet zu lassen.
Die restlichen vier Milliarden könnte man ins breite Ökosystem der Mikroelektronik investieren.
Im Bereich der Mikroelektronik passiere viel, sagte Laguna. "Allein beim IPCEI Mikroelektronik werden 40 Firmen gefördert und wir haben vielversprechende Start-ups wie Black Semiconductor aus Aachen."
Die Abkürzung IPCEI steht für "Important Project of Common European Interest" und bezeichnet wichtige Innovationsprojekte in Bereichen wie der Mikroelektronik. IPCEI können als Ausnahme vom Verbot staatlicher Beihilfen in der Europäischen Union bis zur ersten gewerblichen Nutzung gefördert werden.
Laguna betonte, für die Entwicklung der europäischen Chipindustrie braucht es jedoch noch viel mehr Geld. "Daher sind wir auch dabei, ein Konzept zu schreiben, wie man das Ökosystem mit den frei werdenden vier Milliarden Euro weiter befeuern könnte."
Titelfoto: Bildmontage: SPRIND/dpa, Klaus-Dietmar Gabbert/dpa