Experte fordert: "Wir müssen mehr arbeiten" - Sachsen-MP pflichtet bei
Berlin - Der Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther (61), hat für den deutschen Arbeitsmarkt hinsichtlich des Fachkräftemangels eine sehr simple Lösung vorgeschlagen: "Wir müssen wieder mehr arbeiten", erklärte er im Interview mit der "Rheinischen Post" am Dienstag.
Für Hüther gelten dabei Länder wie die Schweiz oder Schweden als Vorbilder, wo "eine Vollzeitkraft fast 300 Stunden mehr im Jahr als bei uns" arbeite.
Der in der Politik debattierten Fachkräftezuwanderung aus dem Ausland stehe der IW-Direktor ablehnend gegenüber.
"Eine Million Zuwanderer sind zu viel und würden die Integrationskosten gewaltig in die Höhe treiben. Um jährlich 200.000 Arbeitskräfte netto ins Land zu holen, kommen derzeit 800.000 Zuwanderer brutto ins Land", so die pragmatische Gleichung Hüthers.
Im Jahr 2023 rechne sein Institut bereits mit 4,2 Milliarden Arbeitsstunden, die der deutschen Wirtschaft fehlen würden.
Um diese Minusstunden auszugleichen, bleibe die Vier-Tage-Woche für die deutschen Arbeitnehmer nur ein "unrealistischer Traum", so Hüther. Stattdessen benötige es "eine Ausweitung der individuellen Arbeitszeit im Jahr".
Länger Arbeiten, statt Einwanderung: Auch Ministerpräsident Michael Kretschmer dafür!
Mit seinem Lösungsansatz ist Hüther dabei nicht allein. Erst Anfang Juli hatte sich Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (48, CDU) ähnlich geäußert.
"Würde jeder Erwerbstätige in Deutschland nur eine Stunde pro Woche länger arbeiten, würde sich ein großes Potenzial für die Bekämpfung des Fachkräftemangels ergeben", erklärte Kretschmer und stieß damit auf Kritik.
Erst am 23. Juni hatte die Bundesregierung das neue "Fachkräfteeinwanderungsgesetz" beschlossen, dass in Teilen ab November in Kraft treten soll.
Durch den Abbau von Bürokratie wolle man "drei neue Wege" für qualifiziertes Personal aus dem Ausland in den deutschen Arbeitsmarkt ermöglichen.
Können Migranten eine Arbeitserfahrung, Potenzial oder eine Qualifikation vorweisen, sollen sie künftig leichter in die Bundesrepublik einreisen können, so das Gesetz.
Titelfoto: Bildmontage: Michael Kappeler/dpa, Norbert Neumann