Fahrtauglichkeits-Check für Senioren? Das ist die Meinung von Verkehrsminister Volker Wissing
Berlin/Brüssel - Mit 18 Jahren den Führerschein bekommen und dann bis zum Lebensabend Auto fahren? Das könnte sich bald ändern, denn die Europäische Kommission beschäftigt sich ernsthaft mit dem Gedanken, die Fahrtauglichkeit von Senioren künftig regelmäßig überprüfen zu lassen.
Unter Beachtung von Alter und Krankheiten soll der Führerschein, so die Idee der EU-Kommission, ab 70 Jahren nur noch um maximal fünf Jahre verlängert werden. Um diese Verlängerung zu bekommen, müssen Oldies zum Test.
Ein fürchterlicher Vorschlag, findet Verkehrsminister Volker Wissing (52, FDP). "Von der Idee, dass sich Senioren ab einem bestimmten Alter ohne weiteren Anlass regelmäßig einem Tauglichkeitstest unterziehen müssen, halte ich gar nichts", sagte er zur "BamS".
"Viele ältere Menschen sind sehr erfahrene, umsichtige Autofahrer. Ich setze hier ganz klar auf die Eigenverantwortlichkeit. Verpflichtende Gesundheitstests, wie sie der EU vorschweben, lehne ich ab."
Dem schließt sich auch ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand an. "Dass Menschen nur aufgrund ihres Alters zu Tests verpflichtet werden sollen, ist aus meiner Sicht diskriminierend."
Sieht er also gar nicht den Vorteil, den regelmäßige Tauglichkeitsprüfungen mit sich bringen könnten? Nicht ganz! "Klar ist aber auch: Alle Personen, die am Straßenverkehr teilnehmen, sollten sich und ihre Fahrfähigkeit regelmäßig selbstkritisch hinterfragen", so Hillebrand weiter.
Im Übrigen möchte die EU-Kommission mit ihrem Vorschlag nicht nur die Fahrtauglichkeit der Senioren überprüfen, sondern auch dazu ermutigen, "fahrerische Fähigkeiten und Kenntnisse zu aktualisieren, um mit den technologischen Entwicklungen Schritt zu halten". Definitiv keine schlechte Idee!
Kommentar: Es wird Zeit für den Test!
Geht es nach der Europäischen Union, sollen alte Menschen schon bald zum Fahrtauglichkeitstest gebeten werden. Endlich! Die Tatsache, dass im Alter die Motorik abnimmt und Reaktionszeiten langsamer werden, ist nicht von der Hand zu weisen.
Die Einführung eines Pflicht-Tests hat an dieser Stelle auch rein gar nichts mit Bevormundung oder fehlendem Respekt vor der Lebensleistung unsere Ältesten zu tun. Ganz im Gegenteil:
Häufig wollen es sich Betroffene gar nicht eingestehen, dass sie zu einem fahrenden Risiko geworden sind - oder merken es schlichtweg nicht. Sie reagieren dann panisch oder unüberlegt, wenn sie im laufenden Verkehr in kritische Situationen geraten. Für die kann der Test eine Chance sein, für andere Verkehrsteilnehmer ein Stückchen mehr Sicherheit auf den Straßen.
Warum Verkehrsminister Volker Wissing da etwas gegen haben könnte? Nun, die konservative Wählerschaft ist alt ...
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