Mietkosten in Deutschland: Belastung für Ärmere deutlich gestiegen

Von Andrea Löbbecke

Wiesbaden - Die finanzielle Belastung ärmerer Haushalte in Deutschland durch Mietkosten ist in der Vergangenheit deutlich stärker gewachsen als bei besser betuchten Mieterinnen und Mietern. Das geht aus einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden hervor.

Für Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen wird es insbesondere in Ballungsgebieten immer schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu finden. (Symbolbild)
Für Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen wird es insbesondere in Ballungsgebieten immer schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu finden. (Symbolbild)  © Frank Rumpenhorst/dpa

Während Personen mit hohem Einkommen in den Jahren 1990 bis 2020 nur einen moderaten Anstieg des Mietanteils am Gesamteinkommen hinnehmen mussten, stieg die Belastung bei Menschen mit niedrigen Einkommen deutlich.

"Betroffen waren vor allem Menschen, die im Ausland geboren und in den letzten Jahren nach Deutschland zugewandert sind", teilte das BiB mit.

Wie aus der Studie hervorgeht, wendeten einkommensstarke Menschen im Jahr 2020 etwa 18 Prozent ihres Einkommens für die Miete auf. Gegenüber 1990 entspricht dies einer Zunahme von zwei Prozentpunkten bei Einheimischen und von drei Prozentpunkten bei Zugewanderten.

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Anders sieht es bei Menschen aus, die zum unteren Fünftel der Einkommensverteilung gehören. Sie mussten 2020 im Durchschnitt rund 44 Prozent (Einheimische) beziehungsweise 45 Prozent (im Ausland Geborene) ihres gesamten Einkommens in die Miete stecken.

Im Jahr 1990 hatte diese Quote noch bei 32 Prozent für Einheimische und bei 24 Prozent für Zugewanderte gelegen.

Mietsteigerungen von bis zu 80 Prozent

Für Menschen mit geringem Haushaltseinkommen haben sich die Mietzahlungen seit 1990 prozentual drastisch erhöht. (Symbolbild)
Für Menschen mit geringem Haushaltseinkommen haben sich die Mietzahlungen seit 1990 prozentual drastisch erhöht. (Symbolbild)  © Geld-Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

"Menschen mit ohnehin geringem Einkommen sind zunehmend in den Bereich der Mietkosten-Überbelastung gerutscht", mahnte Studienautor Nils Witte.

Ein entscheidender Faktor für den gestiegenen Mietkostenanteil sei, dass bei Neuverträgen inzwischen deutlich höhere Summen gezahlt werden müssten.

Das treffe auf die Gruppe der Zugewanderten in besonderer Weise zu, weil diese nicht von Bestandsmieten profitiere.

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Während die Mieten für Einheimische seit 1990 im Durchschnitt um 25 bis 40 Prozent gestiegen seien, mussten Zugewanderte in derselben Zeit Mietsteigerungen von bis zu 80 Prozent hinnehmen, teilte das BiB mit.

Titelfoto: Frank Rumpenhorst/dpa

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