Weltweite Militärausgaben erreichen Rekordniveau
Stockholm - Die weltweiten Ausgaben für das Militär erreichen schwindelerregende Rekordhöhen! Besonders der Ukraine-Krieg veranlasst viele Staaten dazu, ihre Sicherheitspolitik anzupassen und mehr Geld in die Rüstung zu stecken.
Gemäß einer Untersuchung des Stockholmer Friedensinstituts SIPRI stiegen die globalen Rüstungsausgaben im vergangenen Jahr um 3,7 Prozent.
Das waren in Summe 2,24 Billionen US-Dollar (umgerechnet rund zwei Billionen Euro!), die in den Unterhalt oder den Aufbau von Armeen flossen.
Doch die Rüstungsausgaben fallen weltweit sehr unterschiedlich aus. Die drei größten Ausgabenländer waren 2022 die Vereinigten Staaten (877 Milliarden US-Dollar), China (292 Milliarden) und Russland (87 Milliarden).
Sie machten laut neuen Daten von SIPRI rund 56 Prozent der weltweiten Gesamtsumme aus.
Aber auch sogenannte Schwellen- und Entwicklungsländer wie Indien, Saudi-Arabien oder Äthiopien geben immer mehr Geld für Kriegsgeräte aus.
Diese Kriege jagen die Militärausgaben nach oben
Dabei hinterlassen besonders zwei Konfliktherde ihre Abdrücke in der Statistik: der Krieg in der Ukraine und die Spannungen in Ostasien rund um den Inselstaat Taiwan. Der bei Weitem stärkste Anstieg der Ausgaben (+13 Prozent) wurde in Europa verzeichnet und war größtenteils auf russische und ukrainische Ausgaben zurückzuführen.
Die Ausgaben der Ukraine lagen 2022 bei 44 Milliarden US-Dollar (rund 40 Milliarden Euro). Das war eine Steigerung um satte 640 Prozent im Vergleich zum Vorjahr!
Militärhilfe für die Ukraine und Bedenken hinsichtlich einer größeren Bedrohung durch Russland beeinflussten auch die Ausgabenentscheidungen vieler anderer Staaten. So kündigte Deutschland noch im Februar 2022 ein 100 Milliarden Euro schweres Investitionsprogramm für die Bundeswehr an. Aktuell gibt die Bundesrepublik 56 Milliarden Euro für das Militär aus.
Die Militärausgaben der Staaten in Mittel- und Westeuropa beliefen sich im Jahr 2022 auf 345 Milliarden US-Dollar. Die Ausgaben übertrafen erstmals die von 1989, als der Kalte Krieg endete. Sie waren zudem um 30 Prozent höher als im Jahr 2013.
"Die Invasion der Ukraine hatte einen unmittelbaren Einfluss auf die Entscheidungen zu Militärausgaben in Zentral- und Westeuropa. Dies umfasste mehrjährige Pläne zur Steigerung der Ausgaben von mehreren Regierungen", sagte Dr. Diego Lopes da Silva, leitender Forscher des Programms Militärausgaben und Waffenproduktion von SIPRI.
"Daher können wir in den kommenden Jahren eine weiter steigende Militärausgaben in Zentral- und Westeuropa erwarten."
Einige der stärksten Anstiege bei den Militärausgaben in der Europäischen Union wurden in Finnland (+36 Prozent), Litauen (+27 Prozent), Schweden (+12 Prozent) und Polen (+11 Prozent) gemessen.
Titelfoto: Montage: Andreea Alexandru/AP/dpa, Michael Kappeler/dpa