Klimaproteste in Australien: 69-Jährige seilt sich von Brücke ab
Adelaide (Australien) - Außerhalb von Deutschland sehen Klimaproteste etwas anders aus. In Australien seilte sich eine 69-Jährige von einer Brücke ab und brachte so den Verkehr zum Stillstand. Die Aktion sorgte für Unmut und Kritik.
Mémé Thorne (69) ist eine Aktivistin der global agierenden Klimagruppe "Extinction Rebellion", die in Großbritannien gegründet wurde.
Die 69-Jährige seilte sich im Zuge von Protesten gegen die Konferenz des australischen Verbands für Erdölproduktion und -exploration (APPEA), die im nahe gelegenen Adelaide Convention Centre stattfand, von einer Brücke ab und brachte so den Auto- und Straßenbahnverkehr der Gegend zum Erliegen.
Eineinhalb Stunden baumelte Thorne über der North Terrace vor dem Adelaide Convention Centre, so die US-Zeitung New York Post. Nach etwa 45 Minuten konnte der Verkehr durch Straßensperren umgeleitet werden.
Die Aktion sollte die Botschaft von Extinction Rebellion unterstreichen, die Thorne wie folgt schilderte: "Ich bin bereit, direkte Maßnahmen zu ergreifen, um der Regierung und allen fossilen Narren bei APPEA diese Botschaft zu übermitteln: Wir haben das viel zu lange in der Luft baumeln lassen. Es ist jetzt an der Zeit, alle Verbindungen zu fossilen Brennstoffen abzubrechen. Behalten Sie den Kohlenstoff im Boden!"
Die 69-Jährige habe sich nach der "halbherzigen" Reaktion des Landes und dessen Regierung auf den Klimawandel zum Handeln veranlasst gefühlt.
Wenig Verständnis für Abseil-Aktion
Für die Unannehmlichkeiten, welche die ungewöhnliche Protestaktion auslöste, entschuldigte sich die Klimaschutz-Organisation, stellte aber auch klar, dass diese notwendig sei, da "unsere Führung nicht gegen den Klimawandel vorgeht".
"Aber ich denke, jeder Australier versteht, dass Überschwemmungen, Dürren und Buschbrände auch sehr unangenehm sind und viel mehr Leben in unserem ganzen Land gefährden", so Thorne, die mittels Hubarbeitsbühnengerät aus der Luft geholt und anschließend verhaftet wurde. Mittlerweile sei sie gegen Kaution jedoch wieder auf freiem Fuß.
Als Reaktion erntete Extinction Rebellion Kritik. Energie- und Verkehrsminister Tom Koutsantonis (51) sagte im Interview mit dem Radiosender ABC Adelaide: "Diese kindischen Stunts bewirken nichts anderes, als die Menschen von der schwierigen Aufgabe der Dekarbonisierung abzuhalten."
Auch das Royal Adelaide Krankenhaus sei von der Straßensperrung betroffen gewesen, weshalb Koutsantonis die Abseil-Aktion trotz des Rechtes auf Proteste "rücksichtslos" nannte.
Proteste unangemessen und fehlgeleitet?
Die APPEA-Geschäftsführerin Samantha McCulloch, gegen die die Klima-Aktivisten protestierten, äußerte ebenfalls ihre Bedenken. Sie respektierte das "Recht der Menschen, legal zu protestieren", nannte die Aktion jedoch "fehlgeleitet".
"[...]Die Proteste in dieser Woche richten sich gegen eine Konferenz, die sich auf Maßnahmen zum Klimawandel und Technologien zur Emissionsreduzierung wie Kohlenstoff-Abscheidung und Wasserstoff konzentriert", sagte McCulloch.
Die Einnahmen ihrer Branche seien laut der APPEA-Chefin für die "Gesundheit der südaustralischen und nationalen Wirtschaft von entscheidender Bedeutung".
Einnahmen in Milliardenhöhe, etwa 80.000 Arbeitsplätze und die Versorgung von Unternehmen und Haushalten in ganz Australien mit Strom seien Errungenschaften ihres Industriezweigs.
Titelfoto: Bildmontage/Screenshot: Facebook/Extinction Rebellion South Australia