Bildungsministerin: "Kein Hindernis, wenn ausländische Fachkräfte nicht perfekt Deutsch sprechen"
Berlin - Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger (54, FDP) hat sich dafür ausgesprochen, dass in deutschen Behörden künftig auch die englische Sprache eingeführt werden soll, "um ausländischen Fachkräften den Behördengang zu erleichtern".
Stark-Watzinger will durch die Verringerung sprachlicher Barrieren auf den "massiven Fachkräftemangel" in Deutschland reagieren und die Voraussetzungen für die Einwanderung von Facharbeitern begünstigen.
"Es darf kein Hindernis sein, wenn ausländische Fachkräfte nicht perfekt Deutsch sprechen", erklärt Stark-Watzinger auf ihrem Twitter-Profil.
Die Bildungsministerin bezieht sich mit ihrer Forderung dabei auf die Aussagen vom Vizepräsidenten des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Klaus Olbricht (80), der aus diesem Grund Englisch ebenfalls als zweite Amtssprache einführen will, wie Bild am Samstag berichtet hatte.
Aus den Reihen der FDP ertönt die Idee von der englischen Sprache als zweite Amtssprache dabei nicht zu ersten Mal. Bereits im vergangenen Jahr war sie Teil eines Plans der Freien Demokraten zur Erleichterung der Fachkräftezuwanderung.
Internet, Social Media, Games: Sprechen nicht eh schon alle Englisch?
Einen genauen Plan zur Umsetzung des bilingualen Vorhabens gibt es bisher jedoch nicht. Müssen alle Angestellte der deutschen Verwaltung etwa ihre Sprachkenntnisse auffrischen lassen?
Seit 1955 ist der Englischunterricht in deutschen Oberschulen Pflicht. Seit 2004 ist er sogar ab der dritten Klasse vorgesehen. Ist Englisch nicht bereits die zweite Amtssprache in der Bundesrepublik?
Einer Statista-Analyse zufolge gibt es auf jeden Fall noch Verbesserungsbedarf, zumindest wenn es nach der eigenen Einschätzung der Menschen geht. Jüngere geben dennoch deutlich häufiger an, ziemlich gute beziehungsweise sehr gute Englischkenntnisse zu besitzen.
Ältere Menschen hingegen eher weniger. Allerdings ist die Altersgruppe 60+ laut Statistischem Bundesamt auch nicht die so stark im öffentlichen Dienst vertreten, dass die von der Einführung einer zweiten Amtssprache übermäßig betroffen wären.
Auch wenn die Zahl der Bürgerinnen und Bürger mit sehr guten Englischkenntnissen, auch in den jüngeren Generationen, überraschend gering ist, ist ein großer Teil im Alter von 14-49 Jahren imstande, die englische Sprache zumindest überdurchschnittlich gut zu beherrschen.
So stellt sich abschließend die Frage, inwieweit eine solche Debatte überhaupt notwendig ist.
Titelfoto: Michael Kappeler/dpa, Philipp von Ditfurth/dpa