Klare Botschaft: Wie Mediziner, Kassen und Verbände das Gesundheitssystem sichern wollen
Sachsen - Sachsens Bevölkerung schrumpft nicht nur, sie wird auch immer älter. Bis 2030 wird das Durchschnittsalter im Freistaat Berechnungen zufolge auf knapp 50 Jahre steigen. Wegen dieses demografischen Wandels sehen Verantwortliche im Gesundheitssystem die Uhren auf fünf vor zwölf. Klare Botschaft: Die Politik muss handeln, sonst ist gute medizinische Versorgung in Sachsen gegessen.
Die neue sächsische Landesregierung ist gerade dabei, sich zu finden. Und doch haben ihre Mitglieder bereits Post.
Am Mittwoch übersandte ein Bündnis aus "Zielpartnern" des Gesundheitssystems ein Forderungspapier an alle neu gewählten Abgeordneten des Landtags.
"Es besteht dringender Handlungsbedarf. Das ist in der Politik bei manchen Parteien noch nicht angekommen", erklärte Friedrich München (61) von der sächsischen Krankenhausgesellschaft bei der Vorstellung des Forderungspapiers.
Größtes Problem im Hinblick auf die Zukunft sei der Fachkräftemangel, sagte Rainer Striebel (62) von der AOK Plus.
Weitere Studienplätze und Erhöhung der Landarztquote gefordert
Davon leiten sich eine Reihe von Forderungen ab: 50 bis 250 weitere Studienplätze in der Humanmedizin, 40 in den Bereichen Zahnmedizin und Pharmazie, eine Erhöhung der Landarztquote von 6,5 auf 13 Prozent oder der Einsatz von KI-basierten Monitoring- und Virtual-Reality-Systemen.
Für die weitere Transformation der sächsischen Kliniklandschaft forderte Friedrich München ein zusätzliches Programm "Krankenhaus+" mit 250 Mio. Euro jährlich sowie eine Erhöhung der Krankenhaus-Investitionen von derzeit 160 Mio. Euro auf rund das Doppelte.
Angesichts der Zunahme von pflegebedürftigen Menschen von derzeit 310.000 auf etwa 350.000 im Jahr 2050 plädierte Silke Heinke (51) vom Verband der Ersatzkassen für ein Sonderprogramm von 100 Mio. Euro jährlich für die nächsten fünf Jahre.
"Die Anteile von Angehörigen für einen Heimplatz dürfen nicht weiter steigen", sagte sie.
Bündnis pro Gesundheitssystem ist bundesweit einmalig
Das Bündnis ist bundesweit einmalig. Dazu gehören die Kranken- und Ersatzkassen, die Kassenärztliche Vereinigung (KVS), die Krankenhausgesellschaft, die Landesärztekammer (SLÄK) und der Sächsische Städte- und Gemeinde- sowie der Landkreistag.
Die Forderungen seien unter dem Oberbegriff Daseinsvorsorgepflicht zu sehen, betonte Erik Bodendieck von der Landesärztekammer. "Es geht am Ende um den Menschen."
Titelfoto: Kristin Schmidt