Im Falle eines Krieges: Wie fit sind eigentlich unsere Kliniken?

Von Elke Richter

München - Deutschlands Gesundheitswesen ist aus Sicht von Fachleuten unzureichend für den Fall vorbereitet, dass das Land in kriegerische Auseinandersetzungen hineingezogen wird.

Sollte es zu einem Krieg kommen, sind Deutschlands Kliniken schlecht vorbereitet. Davon scheinen Fachleute überzeugt. (Symbolbild)
Sollte es zu einem Krieg kommen, sind Deutschlands Kliniken schlecht vorbereitet. Davon scheinen Fachleute überzeugt. (Symbolbild)  © 123Rf/Yuriy Klochan

Für den Bündnis- oder Verteidigungsfall gebe es derzeit zu wenige spezialisierte Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte und zu wenig vorrätiges Material, sagte Dietmar Pennig als Vertreter zweier Fachverbände für Unfallchirurgie vor dem heute beginnenden Deutschen Chirurgenkongress in München.

Ähnlich hatte sich zuvor der Grünen-Bundestagsabgeordnete Janosch Dahmen geäußert.

"Unser System ist auf planbare Eingriffe ausgelegt – nicht auf eine Massenanzahl an Verwundeten und schon gar nicht auf die Versorgung unter anhaltenden Drohnenangriffen oder gar Artilleriebeschuss", sagte er.

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Die Großmachtfantasien des russischen Präsidenten Wladimir Putin (72) ließen keinen Zweifel, dass auch Deutschland von Krieg betroffen sein könnte. "Wir müssen deshalb in der Lage sein, im Ernstfall bis zu 1000 Verletzte pro Tag in Deutschland zu versorgen."

Auch die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (39, CSU) hatte kürzlich massiven Handlungsbedarf konstatiert. Das gesamte Gesundheitssystem müsse auf alle Arten von Krisen vorbereitet werden – "auch auf kriegerische Angriffe aller Art".

Pläne für Unfälle und Naturkatastrophen sind eine andere Belastung

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß (62) sieht Deutschland schlecht auf einen Kriegsfall vorbereitet.
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß (62) sieht Deutschland schlecht auf einen Kriegsfall vorbereitet.  © Britta Pedersen/dpa

"Es existieren zahlreiche Notfall- und Katastrophenpläne für Zivilschutzmaßnahmen bei schweren Unfällen oder Naturkatastrophen", erläuterte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß (62).

"Ein tatsächlicher Krieg wäre jedoch eine völlig andere Herausforderung."

Im Gegensatz zu einem Zugunglück oder einem Terroranschlag würde ein solcher Konflikt eine dauerhafte Hochbelastung des gesamten Systems bedeuten.

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Neben der fachlichen Seite habe die Corona-Pandemie gezeigt, dass auch Engpässe bei der Verfügbarkeit von Personal in den Blick genommen werden müssten, ergänzte Gaß.

"Hier benötigen wir eine flexible Strategie zum Aufbau von einer Art von Personalpool als zivile Reserve, die wir im Krisenfall aktivieren können." Zudem müssten auch Schutzkonzepte vor militärischen Angriffen für die Krankenhausstandorte entwickelt werden.

Titelfoto: 123Rf/Yuriy Klochan

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