Groß angekündigtes Long-Covid-Programm fällt spärlich aus!
Berlin - Am Mittwoch hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (60, SPD) das langersehnte Hilfsprogramm für Long Covid angekündigt. Auch die verwandten Krankheitsbilder des Post-Vakzin-Syndroms und des Chronischen Fatigue-Syndroms (ME/CFS) sind in den Hilfen mit eingeschlossen. Doch davon war nicht wirklich etwas zu spüren.
100 Millionen Euro Versorgungsforschung für Long Covid hätte es laut Gesundheitsminister Karl Lauterbach (60, SPD) geben sollen. Doch daraus ist, wie zu erwarten, nichts geworden.
Stattdessen stellt das Bundesgesundheitsministerium läppische 21 Millionen Euro zur Verfügung, weitere 20 Millionen kommen aus dem Innovationsfonds. Darüber hinaus existiert nun eine Webseite (longcovid-info.de), auf der über Long Covid informiert wird. Zudem soll noch im September 2023 ein Runder Tisch mit Betroffenen, Ärzten, Forschern und Selbsthilfeorganisationen stattfinden.
Dafür, dass Lauterbach Hilfen für Long Covid, Impfschäden sowie ME/CFS ganz groß angekündigt hat, fällt das Programm ziemlich spärlich aus. Nicht mal die Hälfte von den angekündigten 100 Millionen Euro wird es im Haushalt für 2024 geben. Das mag wohl auch unter anderem daran liegen, dass Finanzminister Christian Lindner (44, FDP) zuvor zum Sparen aufgerufen hat.
Millionen Betroffene in Deutschland dürften nach der heutigen Pressekonferenz schwer enttäuscht sein. Das Hilfsprogramm sieht nicht nur ein spärliches Budget für die Versorgung von Long Covid vor. Auch Impfschäden (Post-Vakzin-Syndrom) und ME/CFS (Chronisches Fatigue-Syndrom) werden nur am Rande erwähnt.
Prof. Carmen Scheibenbogen: "Das Teuerste wird sein, nichts zu tun"
Und es gibt weitere Schwächen. Welche Projekte genau mit den 40 Millionen Euro gefördert werden sollen, wird nicht recht klar. Fraglich bleibt auch, wie schnell diese Hilfen in der Praxis und bei den Betroffenen ankommen werden. Ebenfalls fehlt eine groß angelegte Aufklärungskampagne, die man hätte morgen schon umsetzen können. Ein Infoportal allein reicht schlichtweg nicht aus.
Und was ist mit dem Aufbau von interdisziplinären Ambulanzen? Das hat Lauterbach schon gar nicht mehr erwähnt. Ein weiterer, wichtiger Punkt wäre auch eine langfristige Förderung von Therapieforschung gewesen. Doch dafür sei ja das Bundesgesundheitsministerium nicht zuständig.
"Das kann nur ein Anfang sein", hofft auch Professor Dr. Schieffer, Kardiologe in der Uniklinik Marburg. Doch ein Anfang ist besser als nichts.
Wie Long-Covid-Expertin Carmen Scheibenbogen sagt: "Das Teuerste wird sein, nichts zu tun."
Bleibt zu hoffen, dass sich Politiker diesen Satz vor Augen halten.
Titelfoto: Bildmontage: Bernd von Jutrczenka/dpa, privat