"Ernsting's Family"-Chef rastet wegen 2G-Pflicht aus: "Wir klagen bis zum letzten Euro"

Coesfeld-Lette - Der Einzelhandel hat genug: Mit dem Chef der Modekette "Ernsting's Family" hat die Politik einen Gegner aus der Wirtschaft gefunden, der bereit ist, "bis zum letzten Euro" zu klagen.

"Ernsting's Family"-Chef Timm Homann empfindet die 2G-Pflicht als "Regelungsirrsinn" und "politischen Blindflug".
"Ernsting's Family"-Chef Timm Homann empfindet die 2G-Pflicht als "Regelungsirrsinn" und "politischen Blindflug".  © PR

Grund für die harte Ankündigung ist der Beschluss der Bund-Länder-Konferenz vom Donnerstag. In Einzelhandelsgeschäfte, die nicht Waren des täglichen Bedarfs verkaufen, dürfen nämlich nur noch Geimpfte und Genesene, wenn sie entsprechende Dokumente vorzeigen können.

Timm Homann, Chef der "Ernsting's Family"-Bekleidungsgeschäfte, empfindet diese Maßnahme als "reine Symbolpolitik", die "keinerlei Sachbezug" habe, wie es in einer Stellungnahme heißt, die unter anderem dem Spiegel und RND vorliegt.

Klamotten würden weiterhin ver- und gekauft werden, nur halt woanders. So gibt es etwa einen Discounter, der ab der kommenden Woche Sportbekleidung im Angebot hat. Und im Internet werden solche Waren ebenfalls weiter verkauft. "Einige Unternehmen werden reicher und andere verlieren an Substanz und Perspektive."

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Da die "Ernsting's Family"-Filialen jedoch öffnen dürfen, gebe es kaum Entschädigungen für den ausgefallenen Umsatz. "In dieser Facette hat das Züge einer Bananenrepublik angenommen", echauffiert sich Homann. "Der politische Blindflug muss enden."

Homann will juristisch "gegen diesen Regelungsirrsinn" vorgehen

Die Läden dürfen weiterhin öffnen. Entschädigungen gibt es deshalb kaum.
Die Läden dürfen weiterhin öffnen. Entschädigungen gibt es deshalb kaum.  © 123RF/bwylezich

Der Modeketten-Chef nennt die aktuellen Regelungen "unverhältnismäßig, ungesetzlich, undemokratisch und in weiten Teilen unentschädigt". "Gegen diesen Regelungsirrsinn" will er deshalb juristisch vorgehen.

Homann: "Dagegen werden wir klagen, bis zum letzten Euro."

Und weiter: "Das staatspolitische Versagen muss adressiert werden, zumindest müssen die entstandenen Schäden fair und mit Anstand (und eben nicht verschlagen-schlumpfig ohne jede Integrität) für die ausgeglichen werden, die besondere Opfer bringen."

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Wegen des "unfassbaren Dilettantismus" müssten die Gerichte nun aktiv werden und Entscheidungen treffen.

Als generellen Gegner der Maßnahmen zum Schutz vor der Ausbreitung des Coronavirus sieht sich Homann indes nicht. "Wir impfen Mitarbeiter, klären auf, spenden, stocken das Kurzarbeitergeld auf 100 Prozent auf, ermöglichen überall mobiles Arbeiten und investieren erheblich in Sicherheitskonzepte am Arbeitsplatz", erklärt er.

Schließungen will der Manager aber nur dort, wo Infektionen nachweislich auftreten. Diese Schließungen müssten dann fair entschädigt werden. Valide Daten, dass es im Einzelhandel Infektionsherde gibt, gebe es nicht. "Die Datenlage des RKI ist ein Witz", findet Homann. Die Politik solle Konsequenzen ziehen und dort ansetzen.

Titelfoto: Montage: 123RF/bwylezich, PR

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