Ärzte wollen mehr verdienen und drohen mit einwöchiger Schließung
Berlin - Der Virchowbund der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte hat für das neue Jahr noch längere Praxisschließungen angedroht, falls es keine Annäherung mit Gesundheitsminister Karl Lauterbach (60, SPD) gibt.
Nach der dreitägigen Protestaktion in dieser Woche würden die Ärzte ab dem 2. Januar wieder "wie gewohnt für ihre Patienten da sein", sagte der Vorsitzende Dirk Heinrich (63) der Rheinischen Post. "Sollte sich bei dem Gipfel mit dem Minister am 9. Januar allerdings keine Bewegung abzeichnen, werden die Praxen danach für eine ganze Woche schließen. Das behalten wir uns vor."
Ärzteverbände hatten für die Zeit zwischen den Jahren dazu aufgerufen, Praxen aus Protest bundesweit geschlossen zu halten. Die noch bis diesen Freitag geplante Aktion ist Teil der Kampagne "Praxis in Not".
Zu den Forderungen gehört, für alle Fachgruppen Schluss mit "Budgets" mit Höchstsummen bei den Honoraren zu machen. Außerdem solle eine aufgehobene Regelung mit Extra-Honorierungen für neue Patienten in Praxen wieder eingeführt werden.
Beklagt werden auch Überlastung und zu viel Bürokratie. Der Virchowbund rechnete mit mehreren Zehntausend geschlossenen Praxen. Sie waren dazu aufgerufen, für Vertretung für Notfälle zu sorgen.
Verbandschef Heinrich warf Lauterbach vor, lieber "Neiddebatten" anzuzetteln, "als die Ungerechtigkeiten im aktuellen Vergütungssystem zu beheben". "Niedergelassene Ärzte verdienen nicht so viel, wie der Minister suggeriert", sagte er.
Karl Lauterbach sieht keine Spielräume für höhere Honorare
Der Gesundheitsminister hatte angesichts der Proteste bessere Arbeitsbedingungen in Aussicht gestellt, Forderungen nach mehr Geld aber abgewiesen.
"Außer in der Schweiz wird natürlich in Europa in den Praxen nirgendwo so gut verdient wie in Deutschland", sagte der SPD-Politiker im ZDF. "Die Spielräume für Honorarzuwächse, die sehe ich nicht." Praxen bräuchten weniger Bürokratie und Geld müsse gerechter verteilt werden.
Konkret für den "Krisengipfel" im Januar im Blick stehen bessere Bedingungen vor allem für Hausärzte.
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