Schwere Vorwürfe nach Evakuierung in Asylunterkunft: Russische und ukrainische Geflüchtete "priorisiert"

Apolda - Stundenlanges Ausharren, mitunter kaum Verpflegung - und Menschen, die ihrer Herkunft wegen bei Evakuierung und Versorgung vorgezogen wurden. So lauten die schwerwiegenden Vorwürfe nach dem Brand in einer Flüchtlingsunterkunft in Apolda.

Bei dem Brand in der Flüchtlingsunterkunft in Apolda waren auch Notfallseelsorger im Einsatz.
Bei dem Brand in der Flüchtlingsunterkunft in Apolda waren auch Notfallseelsorger im Einsatz.  © Johannes Krey - JKFOTOGRAFIE & TV

"Entgegen der offiziellen Pressemitteilung des Ministeriums beschreiben Menschen vor Ort die Evakuierung nicht als reibungslos", heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Bewegungen Seebrücke Erfurt, Seebrücke Jena sowie den Initiativen "Jugendliche ohne Grenzen" und "Abschiebezentrum BER verhindern".

Berichten der Betroffenen zufolge dauerte es bis zu einer halben Stunde, ehe Krankenwagen und Feuerwehr eintrafen. Außerdem sollen Evakuierung und Versorgung nach Nationalitäten getrennt durchgeführt worden sein. "Priorisiert wurden ukrainische und russische Geflüchtete", heißt es.

Die Menschen hätten nach der Evakuierung sieben Stunden auf einem Sportplatz ausharren müssen. Den Angaben nach versuchte ein Bewohner den Sportplatz zu verlassen, "um zur Arbeit zu gehen". Er sei daraufhin "gewaltsam" von der Polizei festgehalten und mitgenommen worden.

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Ein Betroffener, mit dem man in Kontakt getreten sei, hätte mehrere Stunden nach dem Brand lediglich Wasser und Äpfel angeboten bekommen. "Gegen 16 Uhr gab es immer noch keine angemessene Verpflegung", heißt es.

Landrätin Schmidt-Rose: Falsche Zusammenhänge mutwillig hergestellt!

Landrätin Christiane Schmidt-Rose (CDU) wies die Kritik zurück. Entgegen den dargestellten Berichten war die Feuerwehr deutlich früher vor Ort. (Archivbild)
Landrätin Christiane Schmidt-Rose (CDU) wies die Kritik zurück. Entgegen den dargestellten Berichten war die Feuerwehr deutlich früher vor Ort. (Archivbild)  © imago/Karina Hessland

Landrätin Christiane Schmidt-Rose (CDU) wies die Kritik laut Mitteilung des Landratsamts Weimarer Land zurück. In der Pressemitteilung würden "falsche" Zusammenhänge "mutwillig" hergestellt.

Der Notruf sei um 4.57 Uhr in der Leitstelle des Kreises eingegangen. Die Alarmierung an die umliegenden Wehren sei um 4.58 Uhr erfolgt. Um 5.06 Uhr sei die Feuerwehr Apolda vor Ort gewesen und habe "unverzüglich" mit dem Löscheinsatz und der Evakuierung begonnen. Weitere Wehren seien unmittelbar gefolgt.

Zudem waren den Angaben nach zahlreiche Polizeikräfte, Notarzt, Rettungssanitäter, Sozialarbeiter, Dolmetscher sowie Notfallseelsorger im Einsatz. Das DRK und die Malteser seien ebenfalls vor Ort gewesen.

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Die Geflüchteten wurden den Angaben nach mit Decken, Wasser und Obst versorgt. Zudem seien bei Bedarf Babynahrung und Windeln zur Verfügung gestellt worden. Toiletten und Aufenthaltsräume hätten in einem angrenzenden Gebäude zur Verfügung gestanden.

Um 12.30 Uhr hätten sich schließlich die ersten drei Busse nach Hermsdorf zur Erstaufnahmeeinrichtung des Freistaats aufgemacht. Drei weitere Busse folgten den Angaben nach kurz darauf.

Bei dem Brand am vergangenen Sonntag wurden mehrere Menschen verletzt. Eine Leiche wurde geborgen. Ob es sich dabei um einen neun Jahre alten Jungen aus der Ukraine handelt, ist noch unklar. Eine Obduktion soll Klarheit verschaffen. Der Kreis Weimarer Land hat für die Opfer des Brandes ein Spendenkonto eingerichtet. Folgende Bankverbindung kann ab sofort genutzt werden: Deutsche Kreditbank Berlin, IBAN: DE52 1203 0000 1008 3542 58 BIC: BYLADEM1001.

Titelfoto: Johannes Krey - JKFOTOGRAFIE & TV

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