Bandenkrieg und Domino-Effekt: Darum kommen jetzt weniger Flüchtlinge
Dresden - Sachsens Innenminister Armin Schuster (62, CDU) wird nicht müde, die Wirkung der neu eingeführten Grenzkontrollen zu betonen. Fakt ist, dass seitdem weit weniger illegale Einreisen registriert wurden. Allerdings ist umstritten, warum. Ein Bandenkrieg könne dafür mitverantwortlich sein.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) ist der Ansicht, dass der starke Rückgang nur zu einem geringen Teil auf die von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (53, SPD) Mitte Oktober angeordneten Kontrollen zurückzuführen ist.
Beobachter sehen einen Domino-Effekt, denn auch Anrainerstaaten und deren Nachbarn haben in der Folge ihren eigenen Grenzschutz verstärkt, wie Österreich oder die Slowakei.
In Mitteldeutschland wurden im September noch 7422 illegale Einreisen registriert, im Oktober waren es noch 4994, davon allein 4735 in Sachsen.
Andreas Roßkopf (51) von der Bundespolizeigewerkschaft bezweifelt, dass sich die Asylbewerberzahlen mit polizeilichen Mitteln senken lassen, wie er der "Rheinischen Post" sagte.
Sachsen Innenminister will Verlängerung der Grenzkontrollen
Roßkopf sieht einen vorübergehenden Sondereffekt. "Unseren Erkenntnissen nach haben sich rivalisierende Schleuser-Organisationen eine heftige Auseinandersetzung geliefert." Durch die Vorfälle in Serbien seien viele Migranten zunächst nicht weitergeschleust worden.
Egal wie, "für die Polizei ist es gut, dass wir eine so starke Entlastung an der Grenze haben", konstatierte Schuster in der vergangenen Woche.
So könne man auf die gestiegene Gefahrenlage seit dem 7. Oktober reagieren und die Polizei auf Weihnachtsmärkten oder zu verkaufsoffenen Sonntagen etwa mehr Präsenz zeigen. Zur Bewältigung von Sonderlagen würden zudem spezielle Einsatzkräfte bereitgehalten.
Auch deshalb will Schuster eine Verlängerung der Kontrollen. Erst am Freitag hatte die Bundesinnenministerin eine zeitliche Streckung auf zwei weitere Monate bis Mitte Februar angekündigt.
Schuster dagegen hatte sich bereits am Dienstag für eine Verlängerung um sechs Monate ausgesprochen.
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