Umfrage zeigt: So kinderfreundlich ist Deutschland wirklich

Hamburg - Kita-Ausbau, Ganztagsschule und Kindergeld - der Staat hat einiges für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf getan. Eine Umfrage zeigt trotzdem, wo es noch hapert.

Eine Mehrheit der Befragten glaubt, dass sich nicht jeder Kinder leisten kann oder will.
Eine Mehrheit der Befragten glaubt, dass sich nicht jeder Kinder leisten kann oder will.  © Friso Gentsch/dpa

Deutschland ist nach einer neuen Umfrage in den vergangenen zehn Jahren kinderfreundlicher geworden.

In einer repräsentativen Online-Umfrage für die Hamburger BAT-Stiftung für Zukunftsfragen vertraten 47 Prozent der Befragten die Ansicht, Deutschland sei kinderfreundlich.

Das sind zwar nur knapp die Hälfte der Befragten, aber deutlich mehr als vor gut einem Jahrzehnt. Im Jahr 2010 hatten in einer ähnlichen Umfrage nur 21 Prozent die Frage nach der Kinderfreundlichkeit ihres Landes bejaht.

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Wie die Studie des GfK-Instituts ergab, sehen viele Deutsche aber weiterhin Gründe, keine Familie zu gründen. 52 Prozent der Befragten glauben, dass sich nicht jeder Kinder leisten kann oder will. In einer Erhebung im Jahr 2011 hatten noch 59 Prozent diese Ansicht vertreten.

Jeweils 47 Prozent sind der Ansicht, dass die berufliche Karriere für viele wichtiger sei als die Familiengründung und sich die Karriere nur schlecht mit einer Familie vereinbaren lasse.

Vor zehn Jahren hatten noch 52 beziehungsweise 49 Prozent diese Ansichten vertreten. Der Wunsch, frei und unabhängig zu bleiben, sprach vor zehn Jahren für 61 Prozent der Befragten gegen eine Familiengründung. Jetzt stimmten nur noch 45 Prozent dieser Aussage zu.

Aus Angst keine Kinder

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 773.200 Kinder geboren - dabei bleibt Angst noch der Hauptgrund gegen den Nachwuchs.
Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 773.200 Kinder geboren - dabei bleibt Angst noch der Hauptgrund gegen den Nachwuchs.  © Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa

"Angst bleibt der Hauptgrund gegen Kinder", fasste der Leiter der Stiftung, Prof. Ulrich Reinhardt, zusammen.

Es falle jedoch auf, dass mehr Menschen über Nachwuchs nachdenken. Sämtliche Argumente gegen eine Familiengründung hätten im Vergleich zu vor zehn Jahren an Zustimmung verloren.

Als Ursache für diesen Wandel sieht Reinhardt unter anderem zwei Sachen: Es gäbe bessere Betreuungsangebote für Kinder und der Staat hätte einige Maßnahmen zur Unterstützung der Familien in die Wege geleitet.

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"Auch vereinfachen digitale Partnerbörsen es, den richtigen Partner zu finden", fügte der Forscher hinzu. Tinder und Co als Familienmotor? Zumindest scheinen die Dating-Apps dabei zu helfen, einen Partner zu finden, mit dem man sich dauerhaft glücklich fühlt.

Und noch eine Feststellung konnte der Professor machen: Die Sorge "vor dem falschen Zeitpunkt" der Familiengründung verringere sich "durch bessere Möglichkeiten, später schwanger werden zu können".

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 773.200 Kinder geboren. Zehn Jahre zuvor waren es fast 100.000 weniger gewesen, nämlich 677.947 Babys.

Titelfoto: Friso Gentsch/dpa

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