Wann denn nun wirklich? Neuer Streit um Kohleausstieg
Boxberg - Die führenden westlichen Industrienationen (G7) wollen bis 2035 aus der Kohleverstromung aussteigen. Diesen Beschluss der zuständigen G7-Minister, der Dienstag in Turin vorgelegt wurde, kritisieren die Ministerpräsidenten von Sachsen und Brandenburg scharf.
Im Kraftwerk Boxberg trafen sich die Regierungen von Brandenburg und Sachsen zu einer gemeinsamen Kabinettssitzung.
Zusammen zogen sie ein positives Zwischenfazit zum Stand der Strukturentwicklung im Lausitzer Revier.
"Vom Bund erwarten wir weiterhin Verlässlichkeit bei den finanziellen Zusagen und Zeitplänen zum Kohleausstieg", so Thomas Schmidt (63, CDU), Minister für Regionalentwicklung.
Der G7-Beschluss erregte die Gemüter. Das deutsche Gesetz zum Kohleausstieg nennt 2038 als Ablaufdatum. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (48, CDU) ärgert, dass immer wieder andere Termine genannt werden.
Ministerpräsident Kretschmer sprach sich für Korrekturen bei der Energiewende aus
Sein Brandenburger Amtskollege Dietmar Woidke (62, SPD) findet es "mindestens grob fahrlässig", wie in der Sache kommuniziert wird.
Sachsens Energieminister Wolfram Günther (50, Grüne) widersprach: "2038 war und ist keine Bestandsgarantie für die Kohle." Wirtschaftsminister Martin Dulig (50, SPD) mahnte, das Ende der Braunkohle-Verstromung nicht politisch festzulegen.
Kretschmer sprach sich für Korrekturen bei der Energiewende aus und verwies auf ein frisches Gutachten des Bundesverbandes der Energiewirtschaft.
Die Experten benennen Webfehler im System und beziffern die Kosten der Energiewende, so, wie sie derzeit aufgesetzt sei, "mit einer absoluten Horrorzahl von 1200 Milliarden Euro", so der MP.
Titelfoto: dpa/Sebastian Kahnert