Meiler-Markus legt nach: Söder möchte alte AKW wieder hochfahren und weitere Reaktoren bauen

München - Obwohl zuletzt 94 Prozent der in Deutschland verbrauchten Energie nicht aus Kernkraft stammten, hält Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (58, CSU) weiter an der alten Methode fest. Er will die drei zuletzt in Deutschland abgeschalteten Atomkraftwerke wieder hochfahren.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (58, CSU) will unbedingt alte Atomkraftwerke reaktivieren und neue Reaktoren bauen.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (58, CSU) will unbedingt alte Atomkraftwerke reaktivieren und neue Reaktoren bauen.  © Michaela Stache/AFP

Der CSU-Boss – einst selbst treibende Kraft dafür, dass Deutschland den Atom-Ausstieg bis 2022 überhaupt beschlossen hatte – macht seit der Oppositionsrolle der Unionsparteien ordentlich Stimmung gegen seine damalige Überzeugung.

Er selbst drohte 2011 in seiner damaligen Rolle als bayerischer Umweltminister mit Rücktritt, sollte sich die Regierung nicht auf 2022 als Austrittsjahr einigen.

Ganz anders seine Wünsche heute, nachdem seinen Forderungen – wegen der Energiekrise mit wenigen Monaten Verzögerung – nachgegeben wurde: Die Meiler Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2 sollen wieder ans Netz.

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Obwohl Deutschland 2024 ein Volumen von 35,1 Terawattstunden ins Ausland exportierte. Zudem stieg in dieser Zeit auch der Anteil der erneuerbaren Energien im Strommix, wodurch die Atomkraft noch weniger Anteil haben würde als vor der Abschaltung.

"Nach den Rücksprachen, die wir mit vielen technischen Experten haben", so Söder nach einer Sitzung des bayerischen Kabinetts in München, "sei das Reaktivieren der Kernkraftwerke in diesem und im nächsten Jahr jederzeit noch möglich. Je länger es dauern würde, desto höher die Kosten."

Endlager "nur" noch bis ins Jahr 2825 notwendig

Ein Argument Söders: Der radioaktive Abfall müsse nur noch für 800 Jahre irgendwo eingelagert werden.
Ein Argument Söders: Der radioaktive Abfall müsse nur noch für 800 Jahre irgendwo eingelagert werden.  © Uwe Anspach/dpa

Das wäre das Ende eines parteiübergreifenden deutschen Konsens. Und es widerspricht auch den öffentlichen Aussagen der bisherigen Betreiber: Ein erneutes Hochfahren sei unter anderem wegen des bereits laufenden Rückbaus und der nun auch fehlenden Mitarbeiter nicht mehr möglich.

Doch was ist überhaupt mit den Endlagern? Söders Aussage nach sei es heutzutage möglich, den Atommüll "fundamental zu reduzieren".

Außerdem brauche es keine Endlager mehr, die eine Million Jahre herhalten, sondern nur noch 800 Jahre. Also aktuell wären die dann abgelegten Fässer "nur" bis ins Jahr 2825 radioaktiv verseucht. Oder wann auch immer die letzte Tonne eingelagert wird.

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Der einstige Umweltminister möchte sogar noch einen Schritt weitergehen und den Bau von "kleinen, fortschrittlichen Reaktoren" prüfen lassen.

Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker (55, Grüne) hält Söders Behauptungen über den möglichen Rückbau für fragwürdig: "Wenn Markus Söder gegenteiliges gehört haben will, dann soll er bitte seine Quellen offenlegen."

Atomkraft ohne Steuermittel? Künstler starten die "Söder-Challenge"

Im Zuge dieser Diskussion haben sich inzwischen zahlreiche Künstler – unter anderem Initiator Mark-Uwe Kling (43, "Die Känguru-Chroniken", "Views"), Moderator Oliver Kalkofe (59), Satirikerin Sarah Bosetti (40) und Cartoonist Ralph Ruthe (52) – an der sogenannten "Söder-Challenge" beteiligt.

Sie würden beispielsweise Loblieder oder Live-Programme für den CSU-Politiker schreiben und aufführen, Anti-Habeck-Comedy-Touren starten oder der Union bei der Wahl ihre Stimme geben, wenn dieser die gestellte Aufgabe schafft.

Dafür müsse Söder aber einen Anbieter finden, der ohne staatliche Hilfe ein Atomkraftwerk hochfährt und betreibt, weil er davon überzeugt ist, dass es sich ohne Unterstützung durch Steuergelder wirtschaftlich tatsächlich lohnen würde.

Titelfoto: Montage: Uwe Anspach/dpa + Michaela Stache/AFP

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