"Wir zahlen nicht": Hunderttausende wollen Stromrechnung boykottieren
Berlin - Weil auch die hohen Stromrechnungen vielen Menschen zu schaffen machen, wollen viele von ihnen die Zahlung verweigern. Mit einer eigens gegründeten Initiative hoffen sie nun auf eine Massenbewegung.
In Europa regt sich Widerstand, denn viele Stromkunden wissen nicht mehr, wie sie die immer weiter steigenden Kosten noch begleichen sollen. Wer die Rechnung nicht bezahlen könne, solle es sein lassen, findet die Initiatoren von "Wir zahlen nicht".
"Die Strompreise sind zu teuer! Du kannst nicht zahlen? Du willst nicht zahlen? Wir zahlen nicht. Wir streiken!", heißt es auf der Webseite der Interessengemeinschaft. Dort haben sie auch ihre Forderungen klargemacht: "Verbot von Stromsperren", "Bezahlbarer Strompreis von 15 ct/kWh", "Vergesellschaftung der "Energieversorgung" und "100% erneuerbare und dezentrale Energie".
Weil sich der Strompreis an der teuersten Herstellungsart bemisst, erzielen die Energiekonzerne Rekordgewinne - und deshalb fordern die Mitglieder deren Verstaatlichung. "Keine Profite mit Grundbedürfnissen", erklärte einer der Initiatoren in der Berliner Zeitung.
Zudem rufen die Gründer dazu auf, dass die Leute ihre die Zahlungen für Stromkosten senken oder gegebenenfalls verweigern.
Bei Zahlungsrückständen kann der Strom abgeklemmt werden
Vorbild ist die Initiative Don’t Pay UK aus Großbritannien. Seit Dezember 2022 verweigern dort schon mehr als 258.000 (Stand: 16. Januar) Energiekunden die Zahlungen für Strom und Gas.
In Deutschland haben, Stand 16. Januar 12 Uhr, "3088 Menschen zugesagt", in den Zahlungsstreik zu gehen, "wenn wir 1 Million sind", heißt es auf der Homepage weiter. Dann wolle man die monatlichen Abschlagszahlungen gemeinsam bestreiken.
Doch geht es so einfach, die Rechnung nicht zu bezahlen?
Fakt ist, wer die Stromrechnung nicht bezahlt, dem kann "bereits ab einem Zahlungsrückstand von 100 Euro der Strom abgeklemmt werden", informiert die Verbraucherzentrale. "Wir zahlen nicht" will ein Verbot dieser Praxis erreichen. Dazu verweist die Gruppe auch auf die hohen Kosten, die millionenfache Stromabschaltungen verursachen würden.
Am liebsten wäre der Berliner Initiative, wenn sich Menschen auch in anderen Ländern zusammenschließen und dann international vernetzen würden, um so die Auswüchse der Strompreise in Deutschland und Europa zu bremsen.
Von einem Einzel-Boykott raten Experten übrigens ab.
Titelfoto: 123rf.com/bartusp