Ostdeutscher Energieversorger enviaM verliert Kunden, senkt aber Preise dennoch nicht
Markkleeberg - Der ostdeutsche Energieversorger enviaM hat voriges Jahr Kunden verloren, plant aber vorerst keine konkreten Preissenkungen, um gegenzusteuern. Ihre Zahl sei von 1,3 auf 1,2 Millionen gesunken, informierte das Unternehmen am Dienstag.
Der Preiswettbewerb bei Strom und Gas werde wieder härter, sagte Vertriebsvorstand Patrick Kather. Zwar sei der Börsenstrompreis deutlich gesunken. Nachlässe für die Kunden hängen aber auch davon ab, wie sich andere Preisbestandteile wie Netzentgelte entwickeln, erklärte Kather. Erst im Herbst werde sich abzeichnen, ob niedrigere Beschaffungspreise auch in Preissenkungen für die Kunden münden.
Haushalten mit intelligenten Stromzählern bietet das Unternehmen inzwischen einen Tarif, der sich an aktuellen Börsenpreisen orientiert. Dabei werden den Angaben nach jeweils mittags die Preise für den Folgetag mit stundengenauer Taktung festgelegt. Dafür gebe es bisher mehr als 200 Kunden.
EnviaM liefert Strom, Gas, Wärme sowie schnelles Internet und betreibt dazu entsprechende Netze. Das Versorgungsgebiet umfasst Teile von Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg.
Der Absatz von Strom und Gas ging den Angaben nach voriges Jahr um etwa zwölf Prozent zurück. Neben der gesunkenen Kundenzahl wurde dies mit der milden Witterung am Jahresende begründet.
Dagegen stiegen Umsatz und Gewinn. Die Erlöse wurden mit 3,49 Milliarden Euro (2022: 3,15 Mrd.) ausgewiesen, der Ertrag vor Zinsen und Steuern kletterte von 334,5 Millionen auf 453,5 Millionen Euro. Dafür seien auch Einmaleffekte verantwortlich, erläuterte Vorstandschef Stephan Lowis.
Investitionen von drei Milliarden Euro innerhalb der kommenden vier Jahre
Bis 2028 will der Energieversorger rund drei Milliarden Euro investieren - vor allem in Stromnetze und erneuerbare Energien. Lowis sprach von einem "Run auf das Netz".
Vergangenes Jahr habe es einen Zuwachs von 600 Prozent bei Balkonsolaranlagen gegeben, 70 Prozent bei Batteriespeichern und 25 Prozent bei Ladestationen. Die jährlichen Anfragen zu neuen Anschlüssen hätten sich von 35.000 auf 60.000 erhöht. Bis 2030 werde mit einer Vervierfachung gerechnet. Zu aktuellen Wartezeiten beim Anschluss etwa neuer Solaranlagen von Privatleuten wollte Lowis auf Nachfrage keine Aussage machen.
Künftig will der Energieversorger Kommunen stärker bei Fernwärme unterstützen und setzt auf Abwärme aus Rechenzentren und Industriebetrieben. In vielen Fällen werde auch Strom für Fernwärme sorgen, etwa über Großwärmepumpen.
Zudem würden konventionelle Kraftwerke umgestellt. Als Beispiel nannte Lowis das Heizwerk Vetschau. Es werde bisher mit Braunkohlestaub betrieben, künftig sollen Holzhackschnitzel als Brennstoff dienen.
Titelfoto: Jan Woitas/dpa