Ein Jahr nach Atomausstieg: Söders Strom-Panik nur Stimmungsmache?
München/Essenbach - Am 15. April 2023 kurz vor Mitternacht endete in Deutschland das Atomzeitalter, als das Kraftwerk "Isar 2" als letztes seiner Art vom Netz ging.
Erst kraftvoll angestoßen, dann heftig kritisiert von CSU-Chef Markus Söder (58). Sein Standpunktwechsel scheint – wie so oft – enorm mit dem Verlieren der Regierungsverantwortung zu tun zu haben.
Bereits einen Tag nach der Abschaltung kündigte der bayerische Ministerpräsident an, den Meiler einfach in Landesverantwortung weiter betreiben zu wollen.
Natürlich war ihm klar, dass derartige Projekte nicht in Landes-, sondern in Bundesverantwortung stehen. Nach den Landtagswahlen in Bayern hörte man zu dem Thema ohnehin nichts mehr. Wie bei seinen Plänen, neue Kraftwerke bauen zu wollen.
Denn, so seine ständigen Begründungen, wäre Deutschland von Energieknappheit bedroht und die Strompreise würden zu stark ansteigen – vor allem im Hinblick auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und der damit verbundenen Energiekrise.
Doch Deutschland kam, wie beinahe ganz Europa, selbst da ohne Ausfälle durch den Winter. Das zeigt ein Bericht von tagesschau.de, wonach zudem der Strommix Deutschlands heute so sauber wie nie sei.
Genehmigung für Isar-2-Rückbau bereits erteilt
Rechnerisch seien die weggefallenen Strommengen aus Atomenergie durch größere Produktion aus erneuerbaren Quellen ausgleichen worden, selbst der CO2-Ausstoß im Energiesektor sank laut einer Greenpeace-Studie um 24 Prozent.
Auch wenn Deutschland derzeit – auch wegen der Preise auf den Märkten – mehr Strom importiert als exportiert, wird sich das laut der Studie in den nächsten Jahren wieder drehen.
Die dystopischen Prognosen Söders wären damit dahin. Und seine Idee, Isar 2 wieder hochzufahren, gehört inzwischen auch der Vergangenheit an. Der Rückbau des Kraftwerkes wird bereits geplant. Die Genehmigung hatte man vor gut fünf Wochen erteilt.
Titelfoto: Peter Kneffel/dpa