Dänische Behörde: Insgesamt drei Lecks an Nord-Stream-Leitungen!
Lubmin (Vorpommern-Greifswald) - Die dänischen Behörden haben an den Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 insgesamt drei Lecks entdeckt.
Es sei die Rede von zwei Lecks an Nord Stream 1 nordöstlich der Ostsee-Insel Bornholm sowie einem an Nord Stream 2 südöstlich der Insel, teilte die dänische Energiebehörde am Dienstag mit.
Im Falle von Nord Stream 1 befinde sich das eine Leck in dänischen und das andere in schwedischen Gewässern, bei dem von Nord Stream 2 in dänischen.
Wegen der Zwischenfälle bat die Behörde das staatliche Unternehmen Energinet, im Hinblick auf die Sicherheit ihrer Anlagen besonders aufmerksam zu sein.
Brüche in Gasleitungen kämen höchst selten vor, weshalb man Gründe dafür sehe, das sogenannte Bereitschaftsniveau im Gas- und Stromsektor auf die zweithöchste Stufe "orange" anzuheben, schrieb die Energiebehörde.
Energinet ist in Dänemark für den Gesamtbetrieb des Strom- und Gassystems verantwortlich.
Da keine der Pipelines in Betrieb gewesen sei, habe keiner der Vorfälle derzeit eine Bedeutung für die Gasversorgung in Europa und Dänemark. Es sei zu früh, um etwas über die Ursachen zu sagen.
Lecks bereits am Montag festgestellt
In der Nacht zum Montag war zunächst in einer der beiden Röhren der nicht genutzten Pipeline Nord Stream 2 ein starker Druckabfall festgestellt worden. Am Montagabend meldete der Betreiber dann auch einen Druckabfall in beiden Röhren von Nord Stream 1.
Durch diese Pipeline lieferte Russland bis zum 31. August Erdgas nach Deutschland.
Polen: Lecks an Nord-Stream-Leitungen möglicherweise Provokation
Polen hält es für nicht ausgeschlossen, dass hinter den Gaslecks eine russische Provokation steckt.
Man befinde sich in einer Situation hoher internationaler Spannung, sagte Vize-Außenminister Marcin Przydacz (37) am Dienstag in Warschau.
"Leider verfolgt unser östlicher Nachbar ständig eine aggressive Politik. Wenn er zu einer aggressiven militärischen Politik in der Ukraine fähig ist, ist es offensichtlich, dass keine Provokationen ausgeschlossen werden können, auch nicht in den Abschnitten, die in Westeuropa liegen."
Polens nationalkonservative PiS-Regierung hatte sich gegen den Bau von Nord Stream 2 ausgesprochen, der im Herbst 2021 vollendet wurde.
Sie warnte stets davor, dass Russland damit die Abhängigkeit Europas von seinen Gaslieferungen erhöhen und die bisherigen Transitländer unter Druck setzen könnte.
BUND sieht zunächst lokale Umwelt-Auswirkungen
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) schätzt die möglichen kurzfristigen Auswirkungen der Lecks an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 auf die Umwelt als lokal begrenzt ein.
"Dort entsteht für die Tiere allerdings die Gefahr, zu ersticken. Das betrifft besonders die Tiere, die nicht schnell flüchten können. An der Wasseroberfläche entsteht eine erhöhte Explosionsgefahr, also vor allem eine Gefahr für alle Schiffe", sagte Nadja Ziebarth, Leiterin des BUND-Meeresschutzbüros, am Dienstag.
Daher müsse ein großer Sicherheitsradius gezogen werden, um eine Havarie zu verhindern.
Wie schon die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sieht auch der BUND vor allem eine Klimagefahr durch das entweichende Methan. Dieses sei 25-mal schädlicher als CO2. Reines Methan, das sich im Meer löst, ist den Angaben zufolge zwar ungiftig.
Die Zusammensetzung des in den Nord-Stream-Röhren befindlichen Gases sei allerdings nicht bekannt.
Deshalb warnte Ziebarth, "da unklar ist, welches Gemisch genau in Nord Stream transportiert wird, könnten durch andere Gase unbekannte Schäden im marinen Ökosystem lokal entstehen".
Titelfoto: Jens Büttner/dpa