Söder im Atomkraftwahn: Selbst Isar-2-Betreiber widersprechen seinen Behauptungen

München/Landshut - Meinungen - oder wahlkampfbedingten Hoffnungen - der bayerischen Staatsregierung zufolge, sollte das Atomkraftwerk Isar 2 wieder ans Netz gehen. Doch laut den AKW-Betreibern ist das schon lange nicht mehr möglich.

Strahlende Zukunft? Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (57, CSU) hatte den Atomausstieg mit viel Einsatz vorangetrieben. Jetzt will er ihn rückgängig machen.
Strahlende Zukunft? Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (57, CSU) hatte den Atomausstieg mit viel Einsatz vorangetrieben. Jetzt will er ihn rückgängig machen.  © Peter Kneffel/dpa

So forderte Markus Söder (57, CSU) vor Kurzem, dass man den Rückbau des im April 2023 vom Netz gegangenen Kernkraftwerks stoppen solle.

"Noch ist es reversibel. Noch. Es ist nicht irreversibel. Ist mit Aufwand verbunden, keine Frage", behauptete der CSU-Chef im Rahmen der jüngsten Haushaltsklausur seines Kabinetts.

Das allerdings ist falsch - und zwar offenbar schon sehr lange. Bereits zum ersten Jahrestag der Stilllegung vor über einem halben Jahr wurde von der technisch unmöglichen Reaktivierung des Kraftwerks berichtet.

"Für uns gibt es als kein Zurück mehr", so der Geschäftsführer von Preussen Elektra, Guido Knott, im April. "Das Thema Wiederinbetriebnahme ist für uns damit definitiv vom Tisch."

Das will die CSU aber offenbar nicht wahrhaben. Auch nicht der Koalitionspartner Freie Wähler. Traditionell wird ihre Absicht, zur Atomenergie zurückzukehren, auch von AfD und FDP unterstützt.

Söder drohte einst mit Rücktritt, wenn Atom-Ausstieg scheitert

Für den Geschäftsführer von Preussen Elektra, Guido Knott, ist eine Reaktivierung von Isar 2 längst vom Tisch.
Für den Geschäftsführer von Preussen Elektra, Guido Knott, ist eine Reaktivierung von Isar 2 längst vom Tisch.  © Armin Weigel/dpa

Bereits zum Abschalt-Stichtag am 15. April 2023 hatte Söder wilde Behauptungen aufgestellt.

So wollte er das AKW in bayerischer Eigenregie weiterlaufen lassen - wozu es jedoch keinerlei gesetzliche Grundlage gab. Natürlich wurde nichts daraus.

Das Skurrile an der Sache: Markus Söder selbst hatte den Ausstieg aus der Kernkraft einst mit sehr viel Engagement vorangetrieben, drohte damals sogar mit Rücktritt, wenn bis 2022 nicht abgeschaltet werde.

Zu diesem Zeitpunkt war Söder bayerischer Umwelt- und Gesundheitsminister. Noch 2021 bekräftigte er diese Haltung. Dass die von der früheren Regierung beschlossene Abschaltung noch bis ins Jahr 2023 hinausgezögert wurde, war der Energiekrise infolge des russischen Angriffskriegs geschuldet.

Atomkraft hatte einen nur geringen Anteil am Strom-Mix in Deutschland. Lediglich etwa fünf Prozent der Kernkraft kamen aus der Steckdose.

Titelfoto: Peter Kneffel/dpa

Mehr zum Thema Energiepolitik: