Zwischen Bürokratie und privater Initiative: Unterricht für Ukrainer

Magdeburg - Bislang sind rund 3000 ukrainische Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter in Sachsen-Anhalt aufgenommen worden. Das Land plant Ankunftsklassen. Unterdessen legt eine private Initiative schon mal los.

Mariia Skrypchenko (r.) aus der Ukraine steht vor einer Klasse und lacht über eine deutsche Redensart.
Mariia Skrypchenko (r.) aus der Ukraine steht vor einer Klasse und lacht über eine deutsche Redensart.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/ZB

"Schwein gehabt" - das ist Mariia Skrypchenkos deutsche Lieblings-Redewendung. Die Ukrainerin lächelt, als sie ein laminiertes Sprachkärtchen mit dem rosa Tierchen in den Händen hält.

Die 19-Jährige erzählt, sie habe es mit ihrem Partner kurz vor dem russischen Angriff auf die Ukraine aus dem Land geschafft. Sie möchte - wie zuvor in Kiew - wieder als Lehrerin arbeiten.

Die Magdeburger Rechtsanwältin Stefanie Krahmer hat Mariia und mehrere andere Ukrainer bei sich aufgenommen. Sie will nun eine private Schule initiieren - das Land ist ihr schlicht zu langsam.

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Von den angekündigten Ankunftsklassen ist bislang noch keine gestartet. Rund 3000 schulpflichtige Kinder und Jugendliche aus der Ukraine sind bislang in Sachsen-Anhalt erfasst. Einige besuchen bislang Regelklassen.

Sehr viele Kinder säßen in den Aufnahmeeinrichtungen oder irgendwo privat, sagt Stefanie Kramer.

Sachsen-Anhalt ist bei der Schulplanung zu langsam

Neben den normalen Hauptfächern wird auch Deutschunterricht angeboten.
Neben den normalen Hauptfächern wird auch Deutschunterricht angeboten.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/ZB

Sie ist Mutter von vier Kindern und erinnert sich noch allzu gut zurück an die Zeiten des Lockdowns, als die Kinder plötzlich zu Hause waren und kaum noch was ging. Deshalb ergreift die Rechtsanwältin die Initiative. Sie habe die Räume. Zwei ukrainische Lehrerinnen seien da und etwa 25 Schülerinnen und Schüler seien zunächst dabei. Sponsoren sollen finanziell unterstützen.

"Wir wollen erst mal loslegen", sagt Krahmer, die sich selbst als pragmatisch bezeichnet und von viel Bürokratie, Datenschutz und Zögern berichtet. Montag soll es bei ihr losgehen.

Mit Blick auf die staatlichen Schulen laufen laut dem Bildungsministerium derzeit die Abstimmungen zwischen Landesschulamt, den kommunalen Spitzenverbänden und Kommunen. Fragen zu Räumen, Personal und Unterrichtsmaterial müssen geklärt werden.

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Das Land sucht Lehrkräfte aus der Ukraine, die unterrichten könnten. Bis zum Mittwoch waren 82 Bekundungen und Anfragen eingegangen. "Einstellungen von ukrainischen Lehrkräften werden zeitnah vorgenommen", heißt es aus dem Ministerium.

Schulangebot soll Normalität zurückbringen

Bequem per QR-Code können sich Schüler für den Deutschunterricht anmelden.
Bequem per QR-Code können sich Schüler für den Deutschunterricht anmelden.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/ZB

Die Magdeburger Initiative um Stefanie Kramer will das ukrainische Schulkonzept mit dem deutschen mischen. So soll es möglich sein, nach einer Rückkehr in die Ukraine den Anschluss zu schaffen oder in Deutschland zu bleiben.

Zunächst aber gehe es nicht ums Pauken und um Noten, sondern um Beschäftigung, "erst mal wieder reinkommen". Zwei, drei Stunden am Tag sind geplant. "Wichtig ist, dass die Kinder untereinander sind und der Tag strukturiert ist", sagt Stefanie Krahmer.

Die 19-jährige Mariia Skrypchenko bringt es in einem Wort auf den Punkt: "Normalität". Musik, Kunst und Sport sollen eine wichtige Rolle spielen. Um so viele Kinder wie möglich zu erreichen, soll der Unterricht eine Kombination aus online und offline sein. Eine spezielle Plattform steht dafür zur Verfügung.

Wie groß das Interesse etwa an Deutsch-Kursen ist, hat Mariia Skrypchenko selbst erlebt: Für einen ihrer Kurse für Erwachsene seien aus fünf angemeldeten Teilnehmern plötzlich 20 geworden. Schnell hatte sich das Angebot rumgesprochen.

Aus Sicht der Kommunen in Sachsen-Anhalt sind Raumknappheit, das Personal und passgenaue Angebote derzeit das Problem. Die Flüchtlingsströme ließen sich nicht einfach steuern, sagte Bernward Küper, Landesgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes Sachsen-Anhalt. Die Angebote seien entweder zu gering oder überproportioniert.

Zudem müsse der Impfstatus der Schüler vor allem mit Blick auf Tuberkulose und Masern überprüft werden, bevor sie in Schulen integriert würden. Außerdem gebe es weiter den "Flaschenhals" Registrierung, durch den die Kriegsflüchtlinge müssten. Alle täten das Mögliche, niemandem sei derzeit ein Vorwurf zu machen, sagte Küper.

Titelfoto: Bildmontage: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/ZB

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