Sachsens Kultusminister und sein Plan gegen Unterrichtsausfall

Dresden - Keine drei Monate im Amt stellt Kultusminister Conrad Clemens (42, CDU) Sachsens Lehrplan auf den Kopf: Schon im nächsten Schuljahr will der Minister den massiven Unterrichtsausfall halbiert haben. Dafür sollen die vorhandenen Kräfte aber mehr, länger und notfalls woanders arbeiten.

Der neue Kultusminister Conrad Clemens (42, CDU) legt los - und präsentierte am gestrigen Dienstag ein Maßnahmenpaket, das es in sich hat.  © Steffen Füssel

"So, wie es jetzt ist, darf es nicht weitergehen", so Clemens, der seit Amtsbeginn 75 Schulen im Freistaat besuchte. Außerhalb der Großstädte fällt beinahe jede dritte Unterrichtsstunde aus, vor allem an Ober- und Förderschulen.

Der Grund: Es fehlen wenigstens 1400 Lehrer. Bei der Kabinettssitzung am gestrigen Dienstag präsentierte Clemens 21 Gegenmaßnahmen. Und die haben es in sich: Ab dem 58. Lebensjahr griff bislang eine "Altersermäßigung" um eine Wochenstunde (ab 60 zwei, ab 61 drei). Diese soll künftig erst ab 63 beginnen. Auch sollen ältere Pädagogen zum Durchhalten bis 67 motiviert werden.

Ganztagsangebote sollen nur noch durch Assistenten koordiniert, Studenten verstärkter an Schulen eingesetzt werden. Grundschul- oder Gymnasiallehrer sollen künftig noch stärker an Oberschulen und in den ländlichen Raum versetzt werden.

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Abordnungen ans Ministerium oder das Landesamt für Schule und Bildung werden streng überprüft, denn allein im Landesamt arbeiten 200 Lehrkräfte.

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Sachsens GEW-Chef Burkhard Naumann (37) tobt.  © Thomas Türpe

Lehrer sollen mehr arbeiten und weniger Klassenarbeiten schreiben

Clemens: "Ich appelliere an alle, den Weg mit uns gemeinsam zu gehen." Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) tobt.

Sachsenchef Burkhard Naumann (37) bezeichnet das als "schweren Angriff": "An vielen Stellen trifft es ausgerechnet die älteren Kollegen, die seit vielen Jahren die Fehler des CDU-geführten Kultusministeriums ausbaden müssen."

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Nicht nur verbeamtete Lehrer sollten sich schon mal nach Umzugsunternehmen umgucken.  © imago/Sven Simon
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Clemens geht aber auch den Unterricht an: So soll dieser fächerübergreifender und digitaler werden. Konkret müssen Lehrkräfte 15 Unterrichtsstunden digital anbieten können.

Dafür werden Klausuren und Klassenarbeiten reduziert, um Korrekturzeiten zu verkürzen. Das sei dringender Wunsch von Lehrern und Schülern gewesen.

"Wir haben an den Kitas zu wenige Kinder und an den Schulen zu wenige Lehrer", so Clemens. Wenn man nicht gegensteuere, werde schon bald noch mehr Unterricht ausfallen.

Leere Klassenräume will der neue Minister nicht mehr sehen.  © Peter Endig/dpa-Zentralbild/dpa

Nach weiteren Beratungen (etwa mit den Gewerkschaften) gehen die Maßnahmen im Mai an den Start. Damit will der neue Kultusminister schon im nächsten Schuljahr 790 Vollzeitstellen gefunden haben.

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