Lage immer schlechter: Politik schlägt Alarm wegen Lehrermangel!
Berlin - Steckt unser Land in der schwersten Bildungskrise seiner Geschichte? Wenn es nach führenden Politikern und Bildungsexperten geht, wird sich der Lehrermangel in den kommenden Jahren drastisch verschärfen. Mit schlimmen Folgen für den Bildungsstandort Deutschland.
Deutschland, das Land der Dichter und Denker? Das war einmal! Die Realität sieht beträchtlich bescheidener aus: Bildungskrise und Lehrermangel setzen der einstigen Vorzeige-Bildungsnation kräftig zu.
Wie der "Spiegel" berichtet, hat sich nun kein Geringerer als Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) zur Großbaustelle Lehrermangel geäußert.
"Wir müssen uns natürlich vorbereiten zum Beispiel auf eine Situation von Lehrermangel. Das, glaube ich, haben viele noch nicht vorhergesehen", so die nüchterne Bestandsanalyse des Kanzlers am Rande eines Bürgergesprächs in seinem Bundestagswahlkreis in Potsdam.
Dann schlägt der gebürtige Hanseate für ihn ungewohnt alarmistische Töne an.
"Das wird ne große Nummer, weil das überall in Deutschland gleichzeitig der Fall ist und überall Lehrerinnen und Lehrer fehlen. ... Ich befürchte, das wird uns die nächsten zehn Jahre umtreiben und nicht einfach verschwinden", so das ernüchternde Resümee des deutschen Staatsoberhauptes.
Besorgniserregend sei aus Scholz' Sicht auch die Tatsache, dass in einigen Bundesländern unlängst zu unpopulären Mitteln gegriffen wurde, um dem Lehrermangel beizukommen. So wurde bereits die Stundenzahl der Lehrkräfte angehoben und höhere Klassenfrequenzen eingeführt.
Lehrermangel: Bildungsministerin appelliert an Länder
Die errechneten Prognosen klingen mehr als bitter: Bis zum Jahr 2030 werden laut Einschätzung der Kultusministerkonferenz (KMK) circa 14.000 Lehrer fehlen.
Und das wären noch die wohlwollenden Berechnungs-Modelle. Der Essener Bildungsforscher Klaus Klemm (81) kommt gar auf die astronomische Zahl von 80.000 vakanten Lehrposten bis 2030.
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (54, FDP) nimmt insbesondere die Bundesländer in die Pflicht. Die designierte Bundesministerin für Bildung und Forschung im Kabinett Scholz sieht das deutsche Bildungssystem in einer tiefen Krise.
Aus diesem Grund hatte sie bereits Mitte März zu einem Bildungsgipfel eingeladen. Das Ergebnis des Gipfels war so ernüchternd wie die Bildungskrise selbst, denn: Die meisten Bildungsminister blieben der Veranstaltung demonstrativ fern.
Das deutsche Bildungssystem steckt nicht nur einer tiefen Krise, es ist in weiten Teilen auch hausgemacht. Nun drängt die Zeit und jedes verlorene Jahr ist ein Jahr der verlorenen Bildung.
Titelfoto: Bernd Weißbrod/dpa