Aufschrei nach Taliban-Auftritt in deutscher Moschee: Wie konnte der Funktionär einreisen?
Köln/Düsseldorf - Nach dem Auftritt eines hochrangigen afghanischen Taliban-Funktionärs in einer Kölner Moschee hagelt es weiterhin harsche Kritik. Noch immer ist unklar, wie der Mann nach Deutschland einreisen konnte.
Das Auswärtige Amt (AA) hatte den Auftritt von Abdul Bari Omar am Freitag scharf verurteilt. Die Reise sei dem AA nicht angekündigt worden, und dem Mann sei vor seiner Einreise nach Deutschland kein Visum erteilt worden.
Das nordrhein-westfälische Innenministerium erklärte am heutigen Samstag auf Anfrage, bei dem Mann handle es sich um den Leiter der Lebensmittel- und Arzneibehörden in Afghanistan.
Omar war am Donnerstag in Köln-Chorweiler in einer Moschee aufgetreten, die dem Dachverband DITIB angehört. Der Islamverband distanzierte sich von dem Auftritt, der "Afghanische Kulturverein Köln Meschenich" habe die als religiös angekündigte Veranstaltung organisiert. Dem Verein sei Hausverbot erteilt worden.
Der Kulturverein hatte hingegen betont, man sei weder an der Anmietung des Veranstaltungsraumes beteiligt gewesen noch seien Vereinsmitglieder anwesend gewesen. Man habe unter anderem wegen Rufschädigung Anzeige erstattet.
Zu Einzelheiten zur Einreise des Taliban-Funktionärs aus Afghanistan verwies die Sprecherin des NRW-Ministeriums an die Bundesbehörden.
Nancy Faeser: Auftritt von Taliban-Vertreter in Köln ist "vollkommen inakzeptabel und scharf zu verurteilen"
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (53, SPD) hat ebenfalls schwerwiegende Kritik geäußert und Aufklärung eingefordert.
"Der Auftritt des Taliban-Vertreters in Köln ist vollkommen inakzeptabel und scharf zu verurteilen", sagte die SPD-Politikerin am Samstag der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Berlin. "Niemand darf radikalen Islamisten in Deutschland eine Bühne bieten."
Die Taliban seien für massive Menschenrechtsverletzungen verantwortlich, sagte Faeser weiter. "Wir schützen in Deutschland viele Geflüchtete aus Afghanistan vor der Unterdrückungsherrschaft der Taliban. Deshalb haben Taliban-Funktionäre absolut nichts zu suchen in Deutschland."
Die zuständigen Behörden gingen dem Fall intensiv nach. Vom Dachverband DITIB, dem die Kölner Moschee angehört, erwarte man "eine vollständige und sehr schnelle Aufklärung, wie es zu dem Auftritt in Köln kommen konnte".
Das Bundesinnenministerium hatte nach Angaben eines Sprechers vorab keine Kenntnis von dem Auftritt. Man habe die öffentlichen Äußerungen der DITIB dazu zur Kenntnis genommen und werde dort auf weitere Klärung dringen, sagte er der dpa. "Alles Weitere im Zusammenhang mit dem Auftritt ist Gegenstand laufender Prüfungen."
Titelfoto: Montage: Screenshot/X (Twitter), Kay Nietfeld/dpa