Alte fallen weg, neue immer seltener gebaut: Sozialwohnungen werden Mangelware

Berlin - Die Ampel und ihre Bauministerin Klara Geywitz (47, SPD) waren mit dem ehrgeizigen Plan angetreten, jährlich für 100.000 neue Sozialwohnungen zu sorgen. Dass sie dieses Ziel deutlich verfehlt haben - bekannt. Doch schlimmer noch: In der Bundesrepublik gibt es Jahr für Jahr immer weniger bezahlbaren Wohnraum.

In Deutschland gibt es trotz gegenteiliger Versprechungen der Politik immer weniger Sozialwohnungen.
In Deutschland gibt es trotz gegenteiliger Versprechungen der Politik immer weniger Sozialwohnungen.  © IMAGO/Christopher Neundorf

So ist die Zahl der Sozialwohnungen in Deutschland im vergangenen Jahr erneut gesunken. Ende 2022 gab es bundesweit rund 1,088 Millionen solcher Wohnungen für Menschen mit kleinem Einkommen, gut 14.000 weniger als ein Jahr zuvor.

Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Fraktion im Bundestag hervor.

Ein Abwärtstrend, der trotz steigendem Mehrbedarf ungebrochen ist. Zum Vergleich: Gab es in den alten Bundesländern noch fast vier Millionen Sozialwohnungen, waren es 2010 bereits nur noch knapp 1,66 Millionen und 2020 gar 1,13 Millionen.

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Neu gebaut wurden 2022 statt der geplanten 100.000 lediglich 22.545 Sozialwohnungen im gesamten Bundesgebiet. Die negative Bilanz ergibt sich, da zeitgleich rund 36 500 Preisbindungen ausliefen.

Hauspreise steigen und steigen

Bundesministerin für Wohnen und Bauwesen, Klara Geywitz (47, SPD).
Bundesministerin für Wohnen und Bauwesen, Klara Geywitz (47, SPD).  © dpa/Hendrik Schmidt

Indes rechnen Top-Ökonomen weiterhin mit weltweit explodierenden Preisen auf dem Immobilienmarkt.

Sie dürften in den kommenden zehn Jahren global im Mittel um jährlich neun Prozent zulegen, wie aus einer Umfrage des Münchner Ifo-Instituts unter Experten aus 133 Ländern hervorgeht.

Bereits in den vergangenen zehn Jahren sind die Hauspreise allein in Deutschland um mehr als 81 Prozent gestiegen.

"Nudeln-mit-Ketchup-Quote" steigt

Nudeln mit Ketchup - bei vielen Deutschen reicht das Geld für mehr nicht.
Nudeln mit Ketchup - bei vielen Deutschen reicht das Geld für mehr nicht.  © IMAGO/Lasse Kristensen

Brot und Nudeln machen zwar satt, sind aber auf Dauer nicht besonders nahrhaft. Für rund zehn Millionen Menschen in Deutschland ist das jedoch inzwischen traurige Mahlzeit-Realität geworden.

Laut EU-Statistikbehörde Eurostat können sich 11,4 Prozent der Deutschen nicht mindestens alle zwei Tage eine Mahlzeit mit Fleisch, Fisch oder gleichwertiger vegetarischer Alternative leisten. Im Jahr zuvor waren es noch 10,5 Prozent.

Entsetzen darüber bei den Linken: Fraktions-Chef Dietmar Bartsch (65) warf der Ampel vor, "nichts gegen die Preisexplosionen bei Lebensmitteln" zu tun. "Je höher die Preise, desto höher die Nudeln-mit-Ketchup-Quote."

Er forderte eine zumindest zeitweilige Aussetzung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel sowie "konsequente staatliche Preiskontrollen" bei Supermarktkonzernen.

Titelfoto: Bildmontage: IMAGO/Christopher Neundorf,dpa/Hendrik Schmidt

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