Größter Strukturwandel in der Geschichte der BRD?

Berlin - Wieder neigt sich eine Woche dem Ende zu und mit ihr treten reihenweise politische Ereignisse ihren Weg in die Vergessenheit an. In diesem Wochenrückblick lässt TAG24-Redakteur Malte Kurtz (28) die politischen Highlights Revue passieren und betrachtet die Entwicklungen in Deutschland sowohl kritisch als auch mit einem Augenzwinkern.

Die Parteienlandschaft der Bundesrepublik hat sich in den letzten Jahren mehr verändert, als jemals zuvor.
Die Parteienlandschaft der Bundesrepublik hat sich in den letzten Jahren mehr verändert, als jemals zuvor.  © Michael Kappeler/dpa

Die deutsche Parteienlandschaft lässt sich für große Veränderungen gerne länger Zeit.

Nach der Gründung der Grünen am 14. Mai 1993 passierte lange erstmal nichts. CDU und SPD tauschten gemütlich zwischendurch mal die Plätze auf der Regierungsbank, die FDP kämpfte hier und da mal mit der Fünf-Prozent-Hürde, aber man kann es drehen, wie man will: Eigentlich hat sich seither im Parteiensystem nichts verändert.

Doch als Reaktion auf die Finanzkrise von 2008 begann sich ein schleichender Prozess in Gang zu setzen, der bis heute anzuhalten scheint. Die Zufriedenheit mit den etablierten Parteien und deren Politik schwindet fortwährend.

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Die Gründung der AfD traf das bestehende Parteiengefüge 2013 wie ein Blitzschlag. Heutzutage sehen wir, dass Koalitionen zwischen zwei Parteien fast schon unmöglich geworden sind.

Knapp 30 Jahre nach Gründung der Grünen und zehn Jahre nach der AfD kündigt sich mit der "Wagenknecht-Partei" eine weitere Bewegung an, die das Potenzial hat, das deutsche Parteiensystem grundlegend zu verändern.

Deutsches Parteiensystem: Zentrum versus Ränder!

Die Neugründung der AfD und die mögliche Gründung einer Wagenknecht-Partei treffen das Parteiensystem wie ein Blitzschlag. (Symbolbild)
Die Neugründung der AfD und die mögliche Gründung einer Wagenknecht-Partei treffen das Parteiensystem wie ein Blitzschlag. (Symbolbild)  © upixel123/123rf

Eine INSA-Umfrage von Donnerstag ergab, dass eine mögliche Partei der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht (53) in Thüringen auf Anhieb stärkste Kraft werden könnte.

Unabhängig von den politischen Inhalten lässt sich jetzt schon eine Tendenz erkennen: Während die politische Mitte schrumpft, wachsen die Ränder an.

Kurioserweise scheint der linke Rand dafür eine neue Partei zu benötigen, da die Linke für viele Bürger scheinbar schon zum "Mainstream" gehört.

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Auch erste Folgen des Parteiensystemwandels sind schon absehbar. Die demokratische Mitte rückt immer mehr zusammen, um dem Druck von links und rechts standzuhalten. Dabei laufen CDU, FDP, Grüne und SPD Gefahr, zu einem Einheitsbrei im Zentrum zu verschwimmen.

Ich meine, schon jetzt zeigt sich, dass im Grunde alle diese Parteien miteinander koalieren würden, nur um an der Macht zu bleiben. Während der nächsten Bundestagswahlen wird sich zeigen, ob die "Zentrumsparteien" siegreich aus der Schlacht um die politische Vorherrschaft hervorgehen werden, oder ob sie sich geschlagen zurückziehen und neu aufstellen müssen.

Nach etlichen Jahrzehnten des "Stillstands" werden wir, die Wählerinnen und Wähler, womöglich Zeugen des größten Strukturwandels im Parteiensystem der Bundesrepublik Deutschland.

Der Tweet der Woche!

Na, wer von euch hat jetzt auch keinen Bock mehr auf eine Ausbildung im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft?

Was auch immer sich Minister Cem Özdemir (57, Grüne) und seine Kollegen dabei gedacht haben, sie haben vergessen, dass sie eigentlich junge Menschen ansprechen sollten.

TAG24-Redakteur Malte Kurtz (28) fasst die politischen Ereignisse der vergangenen Woche kurz und kritisch zusammen.
TAG24-Redakteur Malte Kurtz (28) fasst die politischen Ereignisse der vergangenen Woche kurz und kritisch zusammen.  © Eric Münch

Kommendes Wochenende folgt dann die nächste Episode des politischen Wochenrückblicks. Denn wenn eines in der Bundesrepublik sicher ist, dann, dass unsere Parteien und Politiker gern einmal für Kopfschütteln innerhalb der Bevölkerung sorgen.

Titelfoto: Bildmontage: Michael Kappeler/dpa, upixel123/123rf

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