Zahl der Wohnungslosen in Deutschland steigt drastisch
Berlin - Das Wahlversprechen von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr hat Bauministerin Klara Geywitz (47, SPD) längst einkassiert - nicht nur für dieses, sondern auch für das kommende Jahr. Von den versprochenen Sozialwohnungen ganz zu schweigen. Dabei werden sie dringender denn je gebraucht: Laut einer Erhebung gibt es in Deutschland immer mehr Menschen ohne eigenes Dach über dem Kopf.
Nach den jüngsten Hochrechnungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) lag die Zahl der Wohnungslosen im vorigen Jahr bei 607.000 gegenüber 383.000 im Jahr 2021 - ein Anstieg von mehr als 63 Prozent.
Davon würden rund 50.000 Menschen ganz ohne Unterkunft als Obdachlose auf der Straße leben.
Die starke Zunahme ist vor allem auf den Zuzug von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine zurückzuführen. Den Angaben der BAGW zufolge stieg die Zahl der Wohnungslosen aber auch unter den Deutschen um fünf Prozent (auf 196.000), unter Ausländern um 118 Prozent (auf 411.000 Migranten).
Wohnungslose mit deutschem Pass sind zu fast drei Vierteln alleinstehende Männer, aber auch viele Alleinerziehende und kinderreiche Familien seien betroffen.
Steigende Mieten und die Inflation belasten arme Haushalte
Miet- und Energieschulden, Konflikte im Wohnumfeld oder eine Scheidung seien Hauptgründe für den Wohnungsverlust. Steigende Mieten und die Inflation belasteten arme Haushalte zusätzlich: "Fehlender bezahlbarer Wohnraum bleibt der Hauptgrund für die Wohnungsnot in Deutschland: Deutsche wie nicht deutsche Wohnungslose können daher nicht angemessen mit eigenem bedarfsgerechten Wohnraum versorgt werden", beklagte BAGW-Chefin Werena Rosenke.
Das Vorhaben der Bundesregierung zur Bekämpfung der Wohnungslosigkeit hält sie für nicht ausreichend.
Selbst mit 100 000 Sozialwohnungen pro Jahr, die die Ampel ursprünglich versprochen hatte und von denen bislang kaum mehr als ein Viertel realisiert wurden, "kann dem Mangel an bezahlbaren Wohnungen nicht ausreichend entgegengesteuert werden".
"Zusätzlich zu den Sozialwohnungen werden weitere 100.000 bezahlbare Wohnungen benötigt."
Titelfoto: dpa/Sebastian Kahnert