Warum beginnt der Fasching am 11.11. um 11.11 Uhr?
Alaaf und Helau! Die Narren sind los! So heißt es jährlich am 11. November pünktlich um 11.11 Uhr. Was es mit dieser Tradition auf sich hat und warum der Auftakt zur Faschingszeit immer am 11. November stattfindet, verrät Dir dieser Artikel.
Wann ist Faschingsbeginn?
Die Karnevalssession wird in vielen Gegenden Deutschlands offiziell am 11. November, dem "Elften im Elften", um 11.11 Uhr eröffnet.
Wenn am 11. November plötzlich die närrische Hölle losbricht, ist der eine oder andere vielleicht etwas irritiert, weil die populäre Fastnachtszeit doch eigentlich im Februar vor der Fastenzeit bis Ostern stattfindet.
In Bezug auf die Entstehungsgeschichte ist der 11. November als zweiter und kleinerer Karneval zu verstehen. Die großen Feierlichkeiten finden dann erst in der Fastnachtswoche vom schmotzigen Donnerstag bis zum Fastnachtsdienstag statt.
Die Ursprünge, Traditionen und Bräuche der Faschingszeit stellt Dir TAG24 vor.
Warum ist der 11.11. Beginn für den Fasching?
Warum der 11. November als Faschingsbeginn gilt, ist nicht eindeutig geklärt. Es gibt verschiedene Mythen, Theorien und mögliche Erklärungen für die Bedeutung des 11. Novembers.
Mittelalter
Bereits im Mittelalter galt die Zahl Elf als teuflische Zahl, welche Maßlosigkeit und Sünde symbolisiert. Außerdem steht die Zahl Elf für Jux und Narretei.
Die Zahl Elf war also schon im Mittelalter eine Narrenzahl, die im Kontrast zur allgemein anerkannten Norm steht.
Biblische Bedeutung
Den Faschingsbeginn könnte auch die biblische Bedeutung der Zahl Elf erklären. Nach der christlichen Zahlenmystik symbolisiert die Zahl Elf Übermaß, Sünde und Profanität.
Die Elf überschreitet die Zahl Zehn, welche die Zahl der Gebote und die Weltordnung symbolisiert. Auch unterbietet die Elf die Zahl Zwölf, welche für die zwölf Apostel und den Neubeginn steht.
Als Zahl der "letzten Stunde" (Stunde vor dem Tod) auf der Uhr hebt die Elf die alltägliche Ordnung auf, was sehr gut zur Narren- und Faschingszeit passt.
19. Jahrhundert
Ursprünglich wurde die Fastnachtszeit in vielen deutschsprachigen Ländern am 6. Januar, dem Dreikönigstag, eingeleitet. Die offizielle Eröffnung der Karnevalssession am 11. November findet erst seit dem 19. Jahrhundert statt.
Die rheinischen Karnevalsvereine machten die Elf im 19. Jahrhundert zu ihrer Zahl. Sie gaben dem sogenannten "Elferrat" den Vorsitz ihrer Prunksitzungen und wählten den "Elften im Elften" als Startdatum.
Eine Überlieferung besagt, dass sie die Jecken damit angeblich über die Französische Revolution lustig gemacht hätten. Der Wahlspruch der Revolution "Égalité, Liberté, Fraternité" (zu Deutsch: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) ergibt abgekürzt und zusammengesetzt "ELF".
Den "Elferat" kann man auch als Parodie auf politische Gremien verstehen, die meist zehn- oder zwölfköpfig sind.
Fastenzeit
Ein möglicher Grund, warum die Faschingszeit im November beginnt, ist, dass dann eine auf Weihnachten vorbereitende und vierzigtägige Fastenzeit begann, die der von Aschermittwoch bis Ostern ähnelt. Als Beginn der Fastenzeit wurde der 11. November, der Martinstag und der Endtermin des bäuerlichen Jahres, festgelegt.
Um die Fastenzeit vorzubereiten, mussten die vorhandenen Lebensmittel, die schlecht haltbar und damit nicht für die Fastenzeit geeignet waren, verbraucht werden. Dazu zählen Fleisch, Fett, Schmalz, Eier und Milchprodukte, was die fettigen und üppigen Speisen an Fasching erklärt.
Das Wort "Karneval" entstammt dem Lateinischen "carne vale", was man mit "Fleisch, lebe wohl" übersetzen kann.
Karneval, Fasching oder Fastnacht?
Die Bräuche und Traditionen der Narrenzeit lassen sich mit verschiedenen Begrifflichkeiten zusammenfassen. Mögliche Bezeichnungen sind Karneval, Fastnacht, Fassenacht, Fasnacht, Fasnet, Fasching, Fastelovend, Fasteleer und die fünfte Jahreszeit. Die Begriffe variieren von Region zu Region, meinen aber meist dasselbe.
Mit Karneval ist oft der rheinische Karneval im Raum Bonn, Aachen, Düsseldorf und Köln gemeint. In Bayern, Österreich und Sachsen nutzt man den Begriff Fasching.
Das Wort "Fastnacht" und seine Abwandlungen werden hauptsächlich in Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Franken, der Oberlausitz, Baden-Württemberg, Bayerisch-Schwaben, im westlichen Oberbayern, der Oberpfalz sowie in Luxemburg, der Schweiz, Liechtenstein und Südtirol verwendet.
Fasching: Traditionen und Bräuche
Bei Fasching denkt man in erster Linie an bunt und teils schräg verkleidete Feierwütige, die jegliche Norm und Etikette brechen. Es gibt aber noch viel mehr Bräuche und Traditionen, die zu dieser Zeit ausgelebt werden.
Der Zeitraum vom 12. November bis zum 5. Januar ist selbst in den Karnevalshochburgen ruhig, was auf den Trauermonat November, die vorweihnachtliche Fastenzeit und die besinnliche Adventszeit zurückzuführen ist.
Am Donnerstag vor Aschermittwoch ist Weiberfastnacht bzw. Altweiber. An diesem Tag ist es Brauch, dass Frauen Männern ihre Krawatten als Symbole der männlichen Macht abschneiden.
In der Nacht zu Aschermittwoch, dem Ende der Fastnachtszeit, wird in einigen Regionen eine Strohpuppe namens Nubbel verbrannt, welche die Verantwortung für die frevelhafte Zeit trägt.
Besonders schön anzusehen sind die Karnevalsumzüge, welche nicht nur kreative Kostüme präsentieren, sondern auch gesellschaftliche und politische Themen in typischer Narrenmanier anprangern.
Die närrische Bedeutung der Zahl Elf ist sicherlich einer der Gründe, warum der 11. November als Faschingsbeginn festgelegt wurde. Die richtige, bunte und teils frevelhafte Faschingszeit kann man jedoch erst ab dem 6. Januar erleben.
Titelfoto: dpa/Lando Hass