Ungeliebte Zeitumstellung am Wochenende: Abschaffung vom Tisch, Pläne liegen auf Eis
Leipzig - Am Wochenende wiederholt sich ein bei vielen Deutschen ungeliebtes Ritual: Am Sonntag um 2 Uhr springt die Zeit auf Funkuhren und anderen elektronischen Zeitmessern eine Stunde nach vorn auf 3 Uhr – und damit von der Normal- auf die Sommerzeit. Wer die Zeit an seiner Uhr noch per Hand einstellt, muss den Stundenzeiger eine Runde nach vorn drehen.
Gerade in Deutschland halten viele Menschen wenig von den jährlich zwei Zeitumstellungen. In Umfragen meinen regelmäßig rund drei Viertel der Befragten, der Wechsel von Normal- auf Sommerzeit im März und die Umstellung von Sommer- auf Normalzeit im Oktober sei überflüssig und gehöre abgeschafft.
Nicht zuletzt berichtet ein Teil über gesundheitliche Auswirkungen der Zeitumstellung, etwa Schlafprobleme.
Tatsächlich wird in der Europäischen Union seit langem über ein Ende der Zeitumstellung diskutiert. Konkrete Pläne gab es ab 2018, die EU-Kommission legte einen entsprechenden Gesetzentwurf vor. Das Europäische Parlament stimmte sogar zu, verschob aber das für 2019 geplante Ende der Zeitumstellung auf 2021.
Doch tatsächlich zogen die Mitgliedsstaaten nicht mit und legten die Pläne auf Eis.
Das Kernproblem der EU-Diskussion ist eine Uneinigkeit, welche Zeit sich überhaupt durchsetzen soll – die sogenannte Normalzeit, also die jetzt auslaufende Winterzeit, oder die Sommerzeit.
Ein Flickenteppich mit mehreren Zeitzonen soll vermieden werden, manche EU-Staaten sind grundsätzlich gegen das Ende der Zeitumstellung.
Energiespareffekt der Zeitumstellung ist umstritten
Zur Realität gehört auch, dass das Thema in keinem Land der EU so sehr die Gemüter bewegt wie in Deutschland: Allein drei Millionen der EU-weit 4,6 Millionen Teilnehmer an einer Onlinebefragung, die das Thema 2018 ins Rollen brachte, kamen aus der Bundesrepublik.
Nachdem es die Sommerzeit erstmals von 1916 bis 1918 im Deutschen Kaiserreich gegeben hatte, wurde sie in Deutschland 1980 wieder eingeführt – und zwar aus Gründen der Energieeinsparung. Dahinter steckte die Überlegung, dass weniger Beleuchtung und damit weniger Strom verbraucht werden, wenn sich der Tag um eine Stunde nach vorn "verschiebt".
Kritiker führen aber seit jeher ins Feld, dass die Zeitumstellung ihren ursprünglichen Zweck nicht erfüllt. Laut Umweltbundesamt gibt es an der einen Stelle Einsparungen, an der anderen aber einen Mehrverbrauch.
Wenn die Menschen wegen der Sommerzeit beispielsweise morgens eine Stunde früher aufstehen, ist es etwas kälter und dunkler, sodass der Verbrauch für Beleuchtung und Heizung höher ist. Abends ist es hingegen länger hell, weshalb das Licht später eingeschaltet wird.
Rein technisch ist die Zeitumstellung unproblematisch. Taktgeber für die Zeit sind in Deutschland die Atomuhren der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig. Über Sender werden die Signale übertragen, durch die sich die Funkuhren automatisch an die Zeitumstellung anpassen.
Titelfoto: Paul Zinken/dpa