Schnell noch ein Haus kaufen? Furcht vor steigenden Zinsen und Inflation
München - Inflation und steigende Zinsen befeuern die Suche nach den eigenen vier Wänden in Deutschland.
Sowohl die Landesbausparkassen als auch der Finanzierungsvermittler Interhyp berichten über eine stark gestiegene Nachfrage seit Jahresanfang, offenbar in Teilen getrieben von der Sorge, Immobilien und Zinsen könnten noch teurer werden.
Für finanziell weniger gut gerüstete Interessenten werden Eigenheim oder -wohnung wegen der doppelten Last gleichzeitig steigender Zinsen und Baukosten noch schwerer erschwinglich, sagen Fachleute.
So hat die Landesbausparkasse Bayern in den ersten vier Monaten dieses Jahres rund 890 Millionen Euro an Darlehen zugesagt.
"Das sind über 70 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres", berichtet ein Sprecher in München.
Ähnlich ist die Entwicklung beim Schwesterinstitut in Nordrhein-Westfalen: Die LBS West - die neben NRW auch Bremen betreut - meldet einen Anstieg von 50 Prozent.
Darunter sind bei beiden Instituten neben Neukäufern auch viele Kunden, die Anschlussfinanzierungen abschließen oder ihr Eigenheim modernisieren wollen.
Steigende Zinsen erschweren Immobilienerwerb in Deutschland
"Die Zahl der Anfragen und Abschlüsse ist in 2022 bisher deutlich höher als in den letzten Monaten des vergangenen Jahres", berichtet auch Mirjam Mohr, Vorständin beim bundesweit tätigen Finanzierungsvermittler Interhyp. Das Münchner Unternehmen führt das vor allem auf den starken Zinsanstieg zurück.
Die über Jahre extrem niedrigen Zinsen machten stetig steigende Immobilienpreise für viele Käuferinnen und Käufer erträglicher. Diese Zeiten scheinen vorbei. "Es zeichnet sich eine Zinswende ab", sagt der Ökonom Ludwig Dorffmeister, Fachmann für Bau und Immobilienmarkt am Münchner Ifo-Institut.
"Die Interessenten, die sich in den vergangenen Jahren einen Immobilienerwerb nur wegen der extrem niedrigen Zinsen leisten konnten, fallen jetzt aus dem Markt."
Titelfoto: Mia Bucher/dpa