Playboy-Umfrage: Frauen sexuell toleranter als Männer

München - Der Chefredakteur des "Playboy", Florian Boitin, nannte es "verstörendes Ergebnis". Eine ablehnende oder gar aggressive Haltung gegenüber Homo- oder Bisexualität durch Mitbürger stößt bei 20,8 Prozent der Männer und 10,9 Prozent der Frauen auf Verständnis.

Zärtlichkeiten unter Männern empfinden 30,2 Prozent der befragten Männer als unangenehm - wären es Frauen, würden sie sich toleranter zeigen. (Symbolbild)
Zärtlichkeiten unter Männern empfinden 30,2 Prozent der befragten Männer als unangenehm - wären es Frauen, würden sie sich toleranter zeigen. (Symbolbild)  © 123RF/rawpixel

Zuvor hatte das Männermagazin eine repräsentativen Umfrage beim Meinungsforschungsinstituts Norstat in Auftrag gegeben.

Man wollte herausfinden, wie sehr die Deutschen tatsächlich hinter den in den letzten Tagen medial sichtbarer gewordenen Forderungen nach sexueller Vielfalt, Gleichberechtigung und wachsender Toleranz gegenüber sexuellen Minderheiten stehen.

Erkennbar war vor allem eines: ein Geschlechtergefälle. Männer scheinen - trotz der allgemein hohen Zustimmung - eher ein Problem damit zu haben, wenn sich gleichgeschlechtliche Menschen verlieben, als Frauen.

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Die Christopher-Street-Day-Demonstrationen begrüßen demnach 74,1 Prozent der Frauen aber im Vergleich nur 60,7 Prozent der Männer.

Im Gegenzug dazu lassen 10,6 Prozent der Männer eine ablehnende Haltung erkennen, von den Frauen nur 5 Prozent.

Die Tatsache, dass 20,8 Prozent der Männer und 10,9 Prozent der Frauen sogar Verständnis für die ablehnende oder gar aggressive Haltung von Mitbürgern zeigen, bezeichnet.

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Toleranz für Homo- und Bisexualität: Das Männermagazin "Playboy" wollte es genauer wissen. (Symbolbild)
Toleranz für Homo- und Bisexualität: Das Männermagazin "Playboy" wollte es genauer wissen. (Symbolbild)  © 123RF/rawpixel

Allgemein zeigt sich die klare Mehrheit der Deutschen jedoch durchaus tolerant, wenn es um Homo- oder Bisexualität geht.

Darunter zählten unter anderem:

  • gleichberechtigte Ehe für alle (62,2 Prozent der Männer, 81,5 Prozent der Frauen)
  • sexuelle Vielfalt als Schulstoff im Sexualkundeunterricht (61,5 Prozent der Männer, 72,6 Prozent der Frauen)
  • wachsende Sichtbarkeit sexueller Vielfalt durch mehr Outings (51,1 Prozent der Männer, 60,4 Prozent der Frauen)
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Toleranter zeigen sich die Männer plötzlich dann, wenn sich Frauen gegenseitig lieben. Tauschen homosexuelle Männer öffentlich Zärtlichkeiten aus, empfinden das 30,2 Prozent der befragten Männer als "unangenehm" - bei homosexuellen Frauen stört sie das nur zu 18,9 Prozent.

Die befragten Frauen machten hierbei keinen Unterschied und stimmten bei beiden Geschlechtern mit 19,4 Prozent bei "unangenehm" ab.

Dass gesellschaftlich noch ein weiter Weg zur Toleranz ist, zeigt eine weitere Fragestellung, die vor allem jüngere Menschen trifft: "24,7 Prozent der Männer und 12,2 Prozent der Frauen würden mit ebenso negativen Emotionen auf ein Outing ihres eigenen Kindes reagieren", heißt es in einer Pressemitteilung.

"45 Prozent der Männer sowie 27,8 Prozent der Frauen würden es der Umfrage zufolge begrüßen, wenn sexuelle Minderheiten etwas weniger Aufmerksamkeit für ihre Sexualität in der Öffentlichkeit und in den Medien erführen", heißt es weiter.

Falsches Hintergrundwissen sei ein Grund für die negativen Einstellungen. Der Playboy beruft sich dabei auf Aussagen von Sozialforschern.

Fälschlicherweise würden noch zu viele Menschen denken, sexuelle Orientierung entwickele sich durch sexuelle Erfahrungen. Nach aktuellem wissenschaftlichen Stand sind jedoch hormonellen und genetischen Faktoren maßgeblich. Die August-Ausgabe des Playboys erscheint am 15. Juli.

Titelfoto: 123RF/rawpixel

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