Irrer Satan-Verschwörungsskandal! Psychiater mit Berufsverbot belegt
Littenheid (Schweiz) - Im Jahr 2021 gab es schwere Anschuldigungen. Einem Psychiater der Psychiatrie Littenheid (Kanton Thurgau/Schweiz) wurde vorgeworfen, Patienten satanische Verschwörungserzählungen einzureden. Es wurde eine Untersuchung eingeleitet. Jetzt gibt es erste Ergebnisse.
"Satanic-Panic" bezeichnet eine Welle der Überzeugung, dass eine Gruppe meist mächtiger Menschen, in satanischen Ritualen Kinder sexuell misshandelt und ermordet.
In den 1980ern tauchten gehäuft solche Berichte auf, größtenteils in den USA. Letztlich haben sie einen antisemitischen Hintergrund, da man jahrhundertelang genau das Töten von Kindern Juden vorwarf.
Der Oberarzt der Psychiatrischen Klinik Littenheid, Matthias Kollmann, sagte einst selbst in einem Interview mit dem Schweizer Fernsehen SRF, welches vom Blick veröffentlicht wurde, dass er der festen Überzeugung sei, dass solche Ritualmorde in der Schweiz stattfinden würden.
Dabei sprach er von einer elitären "Parallelwelt, die sich extrem gut zu schützen weiß".
Ähnliche Geschichten verbreitete die Verschwörungstheorie "QAnon", wonach eine globale Elite von Satanisten und Pädophilen ein Netzwerk betreiben würde, in dem Kinder entführt, missbraucht und sogar ermordet werden.
Beweise für diese Theorien gibt es keine. Weder für "QAnon", noch für satanische Verbrechen in der Schweiz.
Der Psychiater missbrauchte seine Macht über die Patienten für seine Theorien
Doch wenn ein Psychiater an derartige Verschwörungen glaubt, kann das sehr gefährlich für die Patienten werden.
Wer ohne wissenschaftliche Evidenz an eine Theorie glaubt, ist freilich daran interessiert, dass andere diese Theorie bestätigen, indem sie selbst daran glauben.
"Glaub daran, damit mein Glauben richtig ist und ich mich nicht hinterfragen muss", ist die heruntergebrochene psychologische Motivation.
Durch suggestive Fragen und Aussagen des Therapeuten kann das sogenannte "False Memory Syndrom" (Deutsch: Falsches-Erinnerungs-Syndrom) eintreten, bei dem ein Patient sich durch diese Einflüsse plötzlich an Dinge erinnert, die gar nicht passiert sind.
Patienten glauben plötzlich an ritualisierte Verbrechen, die an ihnen verübt wurden, die gar nicht oder nicht in dieser Form stattgefunden haben.
Nach Bekanntwerden des Verdachts wurde der Oberarzt freigestellt.
Jede zweite Krankenakte lieferte Hinweise auf Verschwörungserzählungen
In einem Gutachten wurden nun in der Hälfte von 422 Krankenakten Hinweise auf Verschwörungserzählungen gefunden. In 43 davon seien sie laut Kanton Thurgau gravierend.
Aufgrund der Erkenntnisse wurde einem Arzt die Berufsausübungsbewilligung entzogen, ein disziplinarischer Verweis erteilt und diverse Bußen ausgesprochen. Zudem wurden Strafanzeigen gestellt. Unter anderem gegen Oberarzt Kollmann.
Für diesen wird das allerdings wohl nur ein weiterer Beweis sein, dass "die da oben" alles vertuschen wollen.
Das Schweizer Amt für Gesundheit hat angekündigt, die Klinik bei Kontroll- und Qualitätssicherungsmaßnahmen weiterhin zu begleiten. Der finale Abschlussbericht wird im Jahr 2024 oder 2025 publiziert, berichtete der Blick.
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