Geburtenrate in Deutschland deutlich gesunken: "Krisen verunsichern die Menschen"

Deutschland - Frauen in Deutschland bekommen so wenige Kinder wie seit 2009 nicht mehr. Ein Experte erklärt den Rückgang mit den multiplen Krisen unserer Zeit.

Frauen in Deutschland bekommen im Schnitt nur noch 1,36 Kinder. (Symbolbild)
Frauen in Deutschland bekommen im Schnitt nur noch 1,36 Kinder. (Symbolbild)  © Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa

Wie aus einer Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) und der Universität Stockholm, die im "European Journal of Population" veröffentlicht wurde, hervorgeht, ist die Geburtenrate in Deutschland auf den tiefsten Stand seit 2009 gefallen.

Im vergangenen Jahr kamen hierzulande genau 738.819 Kinder zur Welt. Das entspricht einem Fertilitätsniveau von 1,36 Kindern pro Frau. Zum Vergleich: 2021 waren es noch 1,57 Kinder pro Frau.

Im ZDF-Morgenmagazin erklärte BiB-Forschungsdirektor Prof. Martin Bujard, viele Menschen seien von den derzeitigen Krisen auf der Welt regelrecht "geschlaucht".

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"Krisen verunsichern die Menschen und viele schieben den Kinderwunsch deshalb auf", sagte Bujard. Der Ukraine-Krieg, die gestiegene Inflation sowie der fortschreitende Klimawandel hätten die Menschen zusätzlich zur Corona-Pandemie verunsichert, so der Experte.

Auch die im Januar 2022 gestartete Impfkampagne hat laut Bevölkerungsforschern wohl eine Rolle gespielt. Damals hätten viele Frauen angesichts der für Schwangere nicht zugelassenen Impfstoffe den Kinderwunsch aufgeschoben.

Die Geburtenrate in Deutschland ist historisch niedrig. Viele weitere Länder Europas verzeichnen eine ähnliche Entwicklung. (Symbolbild)
Die Geburtenrate in Deutschland ist historisch niedrig. Viele weitere Länder Europas verzeichnen eine ähnliche Entwicklung. (Symbolbild)  © Felix Kästle/dpa

Niedrige Geburtenrate in Deutschland: "No-win-Situation" für Frauen

Das Bundesfamilienministerium teilt die Einschätzung der Forscher: "Die Post-Corona-Zeit sowie die aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Krisen verlangen den Menschen viel ab", sagte eine Sprecherin. Umso wichtiger sei es, Familien bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie durch eine flächendeckende Kinderbetreuung zu unterstützen.

Die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin, Jutta Allmendiger (67), nannte die zunehmend erschwerte Vereinbarkeit von Kindern und Karriere eine "No-win-Situation" für Frauen.

Auch Silvia Breher (50, CDU), die familienpolitische Sprecherin der Unionsfraktion, meldete sich zu Wort. Ihrer Meinung nach sei das Vertrauen der Familien in die Politik massiv zurückgegangen. Die Verantwortung für die desaströse Entwicklung läge bei der Bundesregierung.

Titelfoto: Felix Kästle/dpa

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