Erschreckend! Umfrage zeigt, wie wenig junge Menschen über Holocaust wissen

New York (USA) - Von 1933 bis 1945 wurden mehr als sechs Millionen jüdische Menschen durch die Nationalsozialisten systematisch ermordet. Ein Völkermord, der als Holocaust in die Geschichte eingegangen ist. Dieser schreckliche Fakt ist den meisten Menschen bekannt - sollte man zumindest annehmen.

Bei der Frage nach dem Namen von Konzentrationslagern wurde Auschwitz am häufigsten genannt.
Bei der Frage nach dem Namen von Konzentrationslagern wurde Auschwitz am häufigsten genannt.  © JANEK SKARZYNSKI / AFP

Doch eine aktuelle Studie zeigt nun erschreckende Wissenslücken, speziell bei jungen Menschen.

Bei der Befragung ging es um grundlegende Fakten, bei einigen Teilnehmern scheiterte es allerdings schon an der Kenntnis des Begriffs "Holocaust".

In Frankreich gaben erschreckende 46 Prozent der jungen Erwachsenen zwischen 18 und 29 Jahren an, noch nie in ihrem Leben etwas davon gehört zu haben. In Deutschland waren es etwa 12 Prozent.

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Auch in anderen Bereichen waren die Zahlen nicht viel besser. In den USA etwa schaffte es fast die Hälfte aller Befragten nicht, auch nur ein einziges Konzentrationslager beim Namen zu nennen.

Bei der Zahl der ermordeten Juden herrschte bei vielen ebenfalls ein falsches Verständnis. Rumänien ist hier trauriger Spitzenreiter mit 28 Prozent aller Befragten, die dachten, es wären weniger als zwei Millionen gewesen. Die Deutschen schnitten im Vergleich hierbei zwar besser ab, allerdings mit einer Anzahl von 18 Prozent kann man trotzdem nicht gerade von einem perfekten Ergebnis sprechen.

Mehrheit hält eine Wiederholung des Holocaust für möglich

Gideon Taylor ist der Präsident der Claims Conference.
Gideon Taylor ist der Präsident der Claims Conference.  © Carsten Koall/dpa

Die Mehrheit der Befragten glaubt außerdem, dass etwas wie der Holocaust auch heute wieder passieren kann. In den USA waren es sogar etwas mehr als drei Viertel aller Umfrageteilnehmer.

In Deutschland glaubten laut der Studie 61 Prozent daran, dass sie sich die Geschichte wiederholen könnte - eine überaus beunruhigende Zahl laut Gideon Taylor, Präsident der Claims Conference.

"Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, die Menschen über die Folgen von unkontrolliertem Hass und Fanatismus aufzuklären", stellte er deutlich heraus.

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Die Conference on Jewish Material Claims Against Germany (kurz: Claims Conference) erstellte mit dieser Studie den ersten Index zum Wissen und Bewusstsein über den Holocaust. Es handelt sich um eine gemeinnützige Organisation mit Hauptsitz in New York (USA), welche sich für die materielle Entschädigung von Holocaust-Überlebenden in aller Welt einsetzt.

Vergleichbare Studie hat es bislang noch nicht gegeben

Josef Schuster (70), Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, zeigte sich von den Ergebnissen der Umfrage beunruhigt.
Josef Schuster (70), Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, zeigte sich von den Ergebnissen der Umfrage beunruhigt.  © Boris Roessler/dpa

Die am vergangenen Dienstag veröffentlichten Daten beziehen sich auf eine Befragung, die im November 2023 in insgesamt acht Ländern (USA, Großbritannien, Frankreich, Österreich, Deutschland, Ungarn, Polen und Rumänien) mit jeweils 1000 Teilnehmern durchgeführt wurde.

Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland war erschüttert von den Ergebnissen der Studie, wie die Tagesschau entsprechend berichtet.

"Der besorgniserregende Anstieg antisemitischer verbaler und körperlicher Gewalt, den wir in Deutschland beobachten, hat seine Wurzeln zu einem großen Teil in der Desinformation und dem Mangel an Informationen über den Holocaust", erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster (70).

Titelfoto: JANEK SKARZYNSKI / AFP

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