Deshalb bleiben Mütter häufiger zu Hause, wenn die Kinder krank sind
Magdeburg - Laut Zahlen der Krankenkasse Barmer beantragen deutschlandweit überwiegend Frauen Kinderkrankengeld. Die Kinderbetreuung bleibt also oft noch an den Müttern hängen. Das sind die Gründe.
Ein krankes Kind ist eine Herausforderung für berufstätige Eltern: Irgendwer muss immerhin zum Kümmern daheim bleiben.
Deshalb kann jeder Elternteil im Regelfall für bis zu 15 Arbeitstage im Jahr Kinderkrankengeld beziehen. Dieses Geld deckt dann normalerweise 90 Prozent des ausgefallenen Nettogehalts.
Die Krankenkasse Barmer hat anhand der Antragszahlen vom vergangenen Jahr festgestellt, dass berufstätige Frauen bundesweit rund dreimal so oft bei ihren kranken Schützlingen zu Hause bleiben als deren Väter.
Frauen tragen also nach wie vor die Hauptlast bei der Kinderbetreuung, so Axel Wiedemann, Chef der Barmer Sachsen-Anhalt.
Deshalb bleiben Mütter öfter daheim
Die VAPRO-Studie der Fachhochschule Kiel aus 2023 bezeugt, dass über 80 Prozent der Väter in Vollzeit arbeiten. Die Mutter arbeitet in drei Vierteln der Fälle gar nicht oder unter 30 Stunden in der Woche.
Einer der Gründe dafür mag das Ehegattensplitting sein: Eltern werden steuerlich belohnt, wenn ein Elternteil Vollzeit arbeitet und der andere nur in Teilzeit.
Deshalb behalten viele Väter ihre 40-Stunden-Woche, während Mütter sich mit Teilzeit- oder Minijobs zufriedengeben. Arbeitet die Mutter mehr, fallen immerhin auch mehr Steuern und Abgaben an.
Insofern gewöhnt sich die Mutter nicht nur daran, automatisch mehr Zeit daheim mit der Kinderbetreuung zu verbringen: Teilzeit- und Minijobs haben oft weniger Aufstiegschancen. Der Vater kann also damit argumentieren, an seiner Karriere arbeiten zu können, wenn sich wer anders um das kranke Kind kümmert.
Einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) aus 2021 nach arbeiten Mütter allgemein oft weniger, als sie eigentlich gerne würden. Vor allem bei Kindern unter drei Jahren ist es für die Mutter besonders schwer, Job und Familie zu balancieren.
Allerdings ist es für Frauen in Ostdeutschland oft selbstverständlicher, neben der Kindeserziehung zu arbeiten: Dort zeigen sich Rückstände der DDR mit ihrem Leitbild der berufstätigen Mutter.
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