Genug politische Reife: Studie fordert Bundestagswahlen ab 16 Jahren

Frankfurt - Eine Studie der Otto-Brenner-Stiftung liefert mit ihrem Ergebnis einige Argumente für die Absenkung des Wahlalters bei Bundestagswahlen auf 16 Jahre.

Auf die Wahlbeteiligung junger Menschen hat es laut der Studie keine positiven Auswirkungen, dass Landtagswahlen ab 16 und Bundestagswahlen ab 18 Jahren möglich sind. Vielmehr sorge man dadurch für Verwirrung.
Auf die Wahlbeteiligung junger Menschen hat es laut der Studie keine positiven Auswirkungen, dass Landtagswahlen ab 16 und Bundestagswahlen ab 18 Jahren möglich sind. Vielmehr sorge man dadurch für Verwirrung.  © Hauke-Christian Dittrich/dpa

Aus den Ergebnissen lasse sich ableiten, dass auch jugendliche Wählerinnen und Wähler genügend politische Reife besitzen, um an Bundestagswahlen teilnehmen zu können, erklärt die Otto-Brenner-Stiftung in ihrer Pressemitteilung.

"Unsere Befragungen zeigen, dass es weiterhin wenig Anlass gibt, an der Befähigung 16- und 17-Jähriger zur politischen Teilhabe auch auf Bundesebene zu zweifeln", so der Mit-Autor der Studie und Politikwissenschaftler an der TU Chemnitz, Arndt Leininger.

Im Rahmen der letzten Bundestagswahl 2021 befragte Leininger zusammen mit seinem Kollegen von der FU Berlin, Thorsten Faas, mehr als 5000 junge Berlinerinnen und Berliner im Alter zwischen 15 und 20 Jahren. Dazu wurden außerdem noch 2000 junge Menschen aus Brandenburg und Sachsen befragt, die bereits 2019 an selbiger Studie teilgenommen hatten.

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Durch unterschiedliche Altersbeschränkungen bei Wahlen auf Kommunal- und Bundesebene verschärfe sich der "Trend zur sozial ungleichen Wahlbeteiligung", warnt dabei Jupp Legrand, der Geschäftsführer der Otto-Brenner-Stiftung.

"Junge Menschen nicht weiter verprellen": Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre gefordert

Die Studie schreibt auch 16- und 17-Jährigen genügend politische Reife zu, um an Bundestagswahlen teilnehmen zu können. (Symbolbild)
Die Studie schreibt auch 16- und 17-Jährigen genügend politische Reife zu, um an Bundestagswahlen teilnehmen zu können. (Symbolbild)  © dmitryag/123rf

Die erstmalige Befragung der Studienteilnehmer aus Berlin habe vor allem den Zusammenhang zwischen sozialer Schichtzugehörigkeit und der Wahlbeteiligung offengelegt, so die Erkenntnis im Zwischenfazit der Studie. Je niedriger die Schicht, in die sich die Jugendlichen selber einordnen würden, desto unwahrscheinlicher der Gang zur Wahlurne.

Durch die erneute Befragung in Brandenburg und Sachsen lasse sich zudem bestätigen, dass eine Bundestagswahl "deutlich mehr Zugkraft als eine Landtagswahl" innehabe. Außerdem sorge das unterschiedliche Wahlalter von 16 und 18 Jahren häufig für Verwirrung, verdeutlicht die Studie.

Der Bezirksjugendsekretär der DGB-Jugend Sachsen, Vincent Drews, reagiert auf die Studienergebnisse prompt mit der Forderung einer zügigen Reform des Wahlrechts.

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"Die Studie zeigt, dass über 60 Prozent der 17-Jährigen in Sachsen erheblich verärgert sind, nicht wählen zu dürfen. Das politische Interesse junger Menschen ist hoch und es gibt bei ihnen eine klare Präferenz für die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre. Die jungen Menschen dürfen nicht weiter verprellt, sondern müssen in ihrem Interesse gestärkt und besser einbezogen werden", so Drews.

Titelfoto: Bildmontage: Hauke-Christian Dittrich/dpa, dmitryag/123rf

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