Einfach, klar und deutlich: Linken-Politikerin mit bester Bundestagsrede 2022!
Berlin - Wie viel Klartext wird im Deutschen Bundestag geredet? Mit dieser Frage hat sich eine Studie des Deutschlandfunks beschäftigt und nun die klarste Bundestagsrede des vergangenen Jahres gekürt. Der unrühmliche letzte Platz des Rankings geht an eine Abgeordnete der Christdemokraten.
Da Politiker häufiger die Angewohnheit mit sich bringen, nicht die Sprache des Volkes zu sprechen, haben Studien der Universität Hohenheim und des Deutschlandfunks nun die Reden von knapp 100 Abgeordneten im deutschen Bundestag analysiert und ein Ranking ermittelt.
Wer spricht unverständlich, wer überzeugt durch Klarheit und Stilsicherheit? All jene Attribute flossen in die Bewertung der Studie mit ein und die Resultate sehen wie folgt aus:
Platz eins geht an Gesine Lötzsch (61, DIE LINKE). Sie hielt eine Rede wie aus dem Lehrbuch und bestach durch Klarheit und verständlicher Sprechstruktur.
Doch auch andere Parteien dürfen sich über gute Redner freuen. So belegt Leif-Erik Holm (52, AfD) den zweiten Platz des Rankings. Dritter wurde Thomas Jarzombek (49) von der CDU.
Gar nicht gut haben sich hingegen Unionspolitikerin Kerstin Vieregge (46) in der Debatte über den Einzelplan des Verteidigungsministeriums sowie Umweltministerin Steffi Lemke (55, Die Grünen) verkauft.
Ihre Reden waren gespickt von unverständlichen und langen Schachtelsätzen. Sie landeten auf den letzten beiden Plätzen.
Redeverständlichkeit der Parlamentarier: Scholz besser als Merz
In der traditionell besonders beachteten Aussprache über den Kanzleretat schnitt Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) in puncto Verständlichkeit etwas besser ab als Unionsfraktionschef Friedrich Merz (67).
Unter den Kabinettsmitgliedern wusste die inzwischen zurückgetretene Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (57, SDP) mit der formal verständlichsten Rede zu überzeugen.
Ihr folgt laut Studie Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (54, FDP). Auf Rang drei und vier landeten Gesundheitsminister Karl Lauterbach (60, SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (53, Die Grünen).
Der Studienautor und Hohenheimer Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider (58) hält die Haushaltsreden im Schnitt für etwas verständlicher als die Reden der Vorstandsvorsitzenden auf den Jahreshauptversammlungen der DAX40-Unternehmen. Nichtsdestotrotz sieht der Experte in Bezug auf Redeverständlichkeit bei vielen Abgeordneten Luft nach oben.
Die Verständlichkeit werde demnach vor allem durch Fremd- und Fachwörter, zusammengesetzte Wörter, Anglizismen und lange Sätze erschwert.
Titelfoto: Britta Pedersen/dpa