Historisches Treffen: Japan spricht von "Zeitenwende", Scholz dankt mit "Arigatou"
Tokio - Am heutigen Samstag tagte die erste Deutsch-Japanische Regierungskonsultation überhaupt. Bei dem historischen Treffen in Tokio tauschten sich Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) sowie sechs weitere Bundesminister mit ihren japanischen Amtskollegen aus und vereinbarten eine engere Kooperation.
Am frühen Samstagmorgen nach mitteleuropäischer Zeit landeten die deutschen Regierungsmitglieder mit der "Konrad Adenauer" auf dem Flughafen in Tokio. Neben Kanzler Scholz waren auch Wirtschaftsminister Robert Habeck (53, Grüne), Finanzminister Christian Lindner (44, FDP), Innenministern Nancy Faeser (52, SPD), Außenministerin Annalena Baerbock (42, Grüne), Verteidigungsminister Boris Pistorius (63, SPD) sowie Verkehrsminister Volker Wissing (52, FDP) mit an Bord des Regierungsfliegers.
Ziel der Reise zum zweitgrößten deutschen Handelspartner in Asien sei laut Scholz die Verringerung von Abhängigkeiten und die Stärkung der Widerstandsfähigkeit beider Volkswirtschaften.
Nach Angaben der Bundesregierung stand das Thema "Wirtschaftliche Sicherheit" dabei im Mittelpunkt der Gespräche mit den japanischen Kabinettsmitgliedern.
So wolle die Bundesregierung künftig beim "Schutz kritischer Infrastruktur" (Cybersicherheit), der Sicherung von "Lieferketten und Handelswegen" und der klimafreundlichen Energieversorgung enger mit der Inselnation im Pazifik zusammenarbeiten.
Nach Abschluss des Treffens veröffentlichten beide Nationen eine gemeinsame Erklärung, die insgesamt 25 Punkte umfasst. Doch was steht eigentlich drin?
Flotte der Bundeswehr fährt nächstes Jahr nach Japan!
In der gemeinsamen Erklärung verdeutlichen Deutschland und Japan vor allem ihre Einigkeit in einer Vielzahl von Punkten und ihre enge Freundschaft.
Einigkeit über die gute Zusammenarbeit, über den Erfolg dieser Regierungskonsultation, Einigkeit über die Verurteilung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und die gemeinsamen Ansichten zur demokratischen Weltordnung.
Gleichermaßen bekennen sich die Regierungen beider Staaten zu einer Vielzahl von gemeinsam gesetzten Zielen. Daneben wird sich konkret auch zu engerer militärischer und technologischer Zusammenarbeit bekannt, zur geordneten finanziellen Unterstützung für "Entwicklungs- und Schwellenländer", oder auch zu zukünftig weiteren solcher Regierungskonsultationen.
Die bisher einzig greifbare Folgerung aus dem bilateralen Austausch ergab sich aus der Vereinbarung, dass die Bundeswehr im kommenden Jahr eine "Präsenzfahrt im Indopazifik" inklusive Halt an einem japanischen Hafen durchführen werde.
Mit Boris Pistorius war zudem erstmals seit 16 Jahren wieder ein deutscher Verteidigungsminister in Japan, verkündete das Ministerium am Samstag.
Atomwaffen und Russland: Das beschäftigt Japan im Vorfeld des G7-Gipels
Zum Abschluss des Treffens gaben beide Regierungschefs eine gemeinsame Pressekonferenz.
Der japanische Ministerpräsident Fumio Kishida (65) dankte Olaf Scholz für seinen Besuch und nutzte sogar das Wort "Zeitenwende". In Anbetracht der aktuellen Weltlage sei es wichtig, "dass wir kooperieren und zusammenarbeiten", so Kishida über die deutsch-japanische Kooperation.
Bundeskanzler Scholz dankte Kishida mit einem "Arigatou" und betonte zudem, dass die Zusammenarbeit mit Japan durch diese Reise eine "neue Stufe" erreicht habe.
Ebenfalls verurteilten beide Seiten die russische Androhung, Atomwaffen einzusetzen. Gerade in Japan, dass im Zweiten Weltkrieg schmerzhafte Erfahrungen machen musste, ist die atomare Abrüstung ein großes Thema.
Im Vorfeld des anstehenden G7-Treffens in Hiroshima erklärte Scholz in einem Interview gegenüber der japanischen Zeitung "Nikkei" außerdem, dass sich die Geschichte nicht wiederhole.
"Ich glaube, die Welt, in der wir in 30 Jahren leben, wird multipolar sein. Wenn wir es richtig anstellen, kann sie friedlicher sein als heute", so der Kanzler.
Titelfoto: Kay Nietfeld/dpa