Sprit in Polen fast 60 Cent billiger: Viele Sachsen fahren zum Tanken über die Grenze!
Görlitz - Für die sächsischen Autofahrer ist Polen offen: Vor den horrenden deutschen Sprit-Preisen flüchten sie zunehmend ins Nachbarland. Viele starteten am Freitag mit einer Tank-Tour ins Wochenende, während an den heimischen Tankstellen mancher Zapfhahn trocken blieb.
In Polen purzelten die Benzin- und Diesel-Preise diese Woche nach einer Steuersenkung in den Keller, während sie in Sachsen ungeahnte Höhen erklommen.
Annett Tannigel (55) fuhr am Freitagmittag gleich nach der Arbeit von Bautzen nach Zgorzelec, wo der Liter Superbenzin nur 1,18 Euro kostete.
Fast 60 Liter passten in ihren BMW X1, Kostenpunkt: rund 70 Euro. Nur zehn Kilometer vorher, an einer Aral-Tankstelle in Görlitz, kostete der Liter Super rund 1,76 Euro.
Für den vollen Tank hätte sie etwa 105 Euro gezahlt. "Ich hab es mir im Vorfeld ausgerechnet", sagt sie. "Und das Auto musste eh mal ausgefahren werden."
Nicht nur Benzin, auch Zigaretten sind in Polen billiger
Karsten (54) kam direkt aus Görlitz über die Grenze: "Bei fast 60 Cent Unterschied ist das für mich keine Frage." Michaela (52) fuhr schon vor dem Preissturz oft nach Polen. "Wir wohnen in Horka, da ist das ein Klacks."
Bei ihrem Ausflug am Freitag kaufte sie gleich noch zwei Stangen Zigaretten, Winston Blue, für insgesamt etwa 75 Euro. "In Deutschland würde ich dafür deutlich mehr zahlen."
Etienne Pietsch (36) aus Niesky hat das Nachbarland erst neu entdeckt: "Früher bin ich zum Tanken immer nach Tschechien gefahren, aber jetzt ist es in Polen viel billiger."
Hochkonjunktur bei Tankstellen in Polen, Flaute in Deutschland
Tankstellen-Mitarbeiter Kacper Milewicz (19) sieht jetzt ständig sächsische Nummernschilder: "Es kommen vielleicht 20 bis 25 Prozent mehr Kunden aus Deutschland als vorher."
Die Tank-Touristen sorgen auch für mehr Betrieb bei Zigaretten-Verkäuferin Magda Lapke (32): "Mein Chef ist sehr happy darüber."
Auf der sächsischen Seite vermissen die Tankwarte ihre flüchtigen Kunden, seitdem die Preis-Kluft so tief ist. "Das merkt man definitiv", sagt Bärbel Heidrich (55) von "Agro Tank" in Weißenberg. "Aber man kann es keinem verdenken."
Doch so mancher hält trotzdem die Treue: "Ich unterstütze gerne die kleine Tankstelle hier", sagt Stammkundin Steffi Kausler (40). Auch Dachdecker Johannes Reichel (60) tankt seinen Ford Ranger weiterhin in Weißenberg: "Ich habe eine Firma hier. Mir ist die Zeit zu schade, zum Tanken nach Polen zu fahren."
Düstere Stimmung herrscht bei der "TotalEnergies"-Tankstelle in Görlitz: "Die Lage ist katastrophal", sagt Chef Thomas Birke. "Unsere Politik sollte sich Gedanken machen."
Die Zittauer Tankstelle "Franke Tank" steht laut Inhaber Andreas Franke (62) bereits vor dem Aus. "Es ist fünf vor zwölf."
Titelfoto: Bildmontage: Thomas Türpe (2)