Ehemalige Hure packt aus: So schlimm ist das Sex-Geschäft wirklich
Paderborn - "Prostitution ist Gewalt gegen Frauen. Sie ist menschenverachtend, entwürdigt und erniedrigt Frauen", wird die Münchener Sozialwissenschaftlerin Anita Heiliger in der Neuen Westfälischen zitiert.
Prostitution sei ein Symptom der Männergesellschaft und stütze das Patriarchat, sagt die 75-Jährige bei einem Vortrag in der Universität Paderborn.
Eine Aussteigerin berichtet von dem Leid, das Frauen ertragen müssen. Huschke Mau war selbst Prostituierte, stieg nach zehn Jahren aber aus dem bezahlten Sexgeschäft aus. Sie weiß, wovon sie spricht, wenn sie sagt: "Freiwillige Prostitution ist ein Mythos."
Vom Ausstieg sollen laut Studien rund 89 Prozent aller Prostituierten träumen. "Beim Einstieg war ich in einer ökonomischen Notlage. Es hätte sicher andere Optionen für mich gegeben, aber ich konnte das damals nicht erkennen", erzählt Huschke Mau, die im richtigen Leben eigentlich anders heißt.
Von den Behörden fühlte sich die Ex-Prostituierte im Stich gelassen. Während ihrer Zeit im Rotlichmilieu habe sie "heftige Gewalt" erlebt, auch in sexueller Hinsicht.
Zur Sexarbeit kam sie ausgerechnet durch einen Polizisten. "Prostitution ist keine Arbeit und schon gar kein Sex, sondern Missbrauch und Gewalt. Es ist Frauenkauf", so Huschke Mau, die sich heute für ein Sexkaufverbot einsetzt.
Damit sie Schmerz und Ekel ertragen konnte, spaltete sie ihr Bewusstsein ab: "Man gibt sich einen anderen Namen, zieht sich um, steigt aus seinem Körper aus und schlüpft in eine Rolle. Aber auf Dauer macht das seelisch krank." So kommt es, dass viele unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden.
Nachdem Prostitution legalisiert wurde, brachte das für die Frauen keine Besserung, eher im Gegenteil: "Legalisierung macht den Missbrauch legal. Sie hilft nur Zuhältern und Freiern." Außerdem nehme dadurch der Menschenhandel zu.
Das bestätigt auch Manfred Paulus, der lange Jahre als Kriminalhauptkommissar arbeitete und währenddessen Erfahrungen in der Rotlichtkriminalität sammelte. Er weiß, dass Frauen "aus dem letzten rumänischen Dorf direkt in den deutschen Puff" kommen.
"Es ist ein Skandal, dass man bei den Frauen von Prostituierten spricht, das sind zu 80 Prozent Opfer. Und sie werden gnadenlos im Stich gelassen."
Die Lösung für ihn und die ehemalige Sexarbeiterin sei das "Nordische Modell", das seinen Ursprung in Schweden hat. Seit 1999 gilt dort das Sexkaufverbot. Prostitution wird als Menschenhandel und Gewalt gegen Frauen angesehen.
Wer für Sex bezahlt, wird mit Geldbußen oder sogar Gefängnis bestraft. Die Straßenprostitution hat sich dort seitdem halbiert.
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