Wave-Gotik-Treffen: Sexy Schaulaufen der schwarzen Szene
Leipzig - Schwarze Lippen, blasser Teint, dunkel umrandete Augen - die Leipziger kennen diese besondere Art von „Nachtschattengewächsen“ inzwischen sehr gut. Bereits 1992 fand das erste Wave-Gotik-Treffen statt!
Damals traf man sich im Connewitzer Eiskeller (heute Conne Island). Rund 2000 finstere Gestalten kamen, um eine Handvoll Bands zu erleben und mit Gleichgesinnten zu feiern. Die Treffen danach waren noch Geheimtipps.
Heute ist das Festival mit 20.000 Gruftis und Kostüm-Freaks das weltweit größte Fest der schwarzen Szene und Leipzig der Laufsteg, wo Trends kreiert werden.Hotspots der Schwarzen in diesen Tagen: Die „agra“ (Bornaische Str. 210), das Heidnische Dorf (Torhaus Dölitz), und der Mittelaltermarkt an der Moritzbastei.
Leipzig ist an diesem Wochenende wieder das Mekka der „Schwarzen Szene“. Zum diesjährigen Wave-Gotik-Treffen reisten rund 20 000 Teilnehmer aus ganz Europa an. Mitten drin im schwarzen Menschen-Meer: Fabian Kahl (26). Der Leipziger ist einem Millionen-Publikum als Kunsthändler aus der ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“ bekannt.
"Ich war 16 oder 17 Jahre alt, da habe ich die Gothik-Szene für mich entdeckt. Dies ist mein sechstes Wave-Gotik-Treffen", erzählt Fabian Kahl.
Er schwärmt von der Atmosphäre des Festivals und der Fülle an dunklen Angeboten. Er sagt: "Ich gehe am liebsten in den Kristallpalast, Museen und zu Vorträgen." Sein ultimativer WGT-Tipp: eine Führung über den Südfriedhof.
Ein Herzblut-Gothik ist der Antiquitätenhändler aber keineswegs. "Ich schlafe daheim nicht in einem Sarg und betreibe auch keinen Totenkopf-Fetisch", stellt Kahl klar. Am schwarzen Kult mag er vor allem die schrägen Outfits und das Verkleiden. Lack, Leder, Locken - der Kleiderschrank des kultivierten Paradiesvogels ist prall gefüllt. Kahl: "Ich entscheide immer spontan, was ich anziehe."
Auf dem WGT lässt sich Kahl treiben. Er saugt die Stimmung auf, trifft sich mit Freunden und genießt. Denn schon am Sonntag ist das Festival für ihn zu Ende. Kahl: "Ich muss am Montag um vier Uhr aufstehen. Zwei Stunden später geht mein Flieger zum ZDF-Fernsehgarten nach Mainz."
Seit vier Jahren steht dieser "Termin" jeden Pfingstmontag in seinem Kalender. Kahl grinst: "Kein Problem. Zum Glück gibt es Make up." Dieses Kontrast-Programm bereitet dem jungen Mann enorme Freude. "Ich liebe diese Live-Sendung. Sie ist eine Herausforderung", sagt der viel beschäftigte Händler.
Kahl wohnt in Leipzig mit seiner Freundin im Südosten der Stadt. Die Messestadt ist sein Lebensmittelpunkt. Von dort "fliegt" er aus - nach Köln, wo "Bares für Rares" produziert wird und nach Ranis in Thüringen. Dort, auf Schloss Brandenstein, hat seine Familie ihren Sitz. Vielleicht könnten bald auch noch Flug-Ziele in Afrika hinzu kommen.
Fabian Kahl überlegt, als prominenter Pate Natur- und Umweltschutzprojekt auf dem schwarzen Kontinent zu unterstützen. Der überzeugte Veganer: "Solche Projekte liegen mir am Herzen."