Zu links! Ex-Chef von Sachsens größtem SPD-Ortsverband flüchtet aus der Partei
Leipzig - Die Leipziger SPD lässt weiter Federn. Jetzt kehrte der langjährige Vorsitzende des Ortsverbandes Mitte der Partei den Rücken. André Soudah (42) macht fortan für die Freien Wähler Politik.
Mit über 300 Mitgliedern ist Leipzig-Mitte der größte Ortsverband der sächsischen SPD. Bis Februar war André Soudah dessen Vorsitzender, galt in der Sachsen-SPD lange als hoffnungsvoller Nachwuchspolitiker. Doch am Mittwoch warf er nach 22 Jahren sein Parteibuch hin und verließ als nunmehr dritter prominenter Leipzig-Genosse die Partei.
"Ich kann die Ausrichtung der heutigen SPD nicht mehr mittragen und habe deshalb für mich die Reißleine gezogen", sagt Soudah im Gespräch mit TAG24. Wie der bereits Mitte 2018 ausgetretene ehemalige Leipziger SPD-Chef Hassan Soilihi Mzé (36) und der langjährige Bundestagsabgeordnete Gunter Weißgerber (63), der als Mitbegründer der Leipziger SPD die Partei zu Jahresbeginn frustriert verließ, gehörte auch Soudah zum bürgerlichen Realo-Flügel der Sozialdemokraten. Allen drei war gemein, dass sie in der immer weiter nach links marschierenden Leipziger Sozialdemokratie kaum noch Gehör fanden.
"Um die innere Meinungsfreiheit ist es schlecht bestellt, Kritik wird abgebügelt", beklagt Soudah. Stattdessen dominiere "Agitation und Propaganda". Auch Postenschacher, Intrigen und die mangelnde Bereitschaft der Funktionsträger auf Bundes- und Landesebene, Konsequenzen aus der desolaten Situation der Partei zu ziehen, bewogen den Unternehmensberater zum Austritt. "Da gibt es kein Bewusstsein mehr von Ursache und Wirkung", meint Soudah und meint damit besonders die Landesführung der Sachsen-SPD.
Seine neue politische Heimat hat er bei den Freien Wählern gefunden. "Hier treffe ich auf Gleichgesinnte, die an wirklicher Sachpolitik interessiert sind", sagt Soudah, der die Unabhängigen gern mit der Bürgerbewegung des Wendeherbstes 1989 vergleicht. Seine Aufgabe sieht Soudah fortan darin, die vor allem im ländlichen Bereich starken Freien Wähler auch zur wählbaren Stadtpartei auszubauen.
Auch ein Abgeordnetenmandat könnte sich der Ex-Genosse vorstellen. Legt aber Wert auf die Feststellung: "Ich habe einen auskömmlichen Beruf und bin nicht darauf angewiesen, mit Politik meinen Lebensunterhalt zu verdienen." Nicht bei allen Mandatsträgern in seiner alten Partei sei das der Fall gewesen.